Quartett g-Moll für Violine, Viola, Violoncello und Klavier, op. 25
Werkverzeichnisnummer: 366
1. Allegro
2. Intermezzo. Allegro ma non troppo – Trio Animato
3. Andante con moto
4. Rondo alla Zingarese. Presto
2003
Als Johannes Brahms 1861 seinem ungarischen Freund Joseph Joachim die Partitur seines g-Moll-Klavierquartetts mit dem Rondo alla Zingarese übersandte, gestand der Magyar dem Hanseaten neidlos zu, er habe ihm auf seinem eigenen Territorium „eine ganz tüchtige Schlappe versetzt“. Brahms wusste um die Popularität ungarisch inspirierter Zigeunermusik in der Donaumetropole und wählte darum eben jenes Klavierquartett aus, um mit ihm am 16.11.1862 als Komponist und Pianist in Wien zu debütieren.
Von dem Zingarese-Charakter des Finales ausgehend, lassen sich auch die ersten drei Sätze des Werkes deuten. Das Hauptthema des ersten Satzes, das Arnold Schönberg zu der Bemerkung „Leider nicht von mir!“ veranlasste, weist tonale Merkmale von „Zigeunermelodien“ auf. Die Chromatik des Satzes lässt sich aus dieser Stilisierung im melancholischen „Volkston“ ableiten, seine Rhythmik erschien schon Joachim als Zeichen ungarischer „Charakteristik“. Dies gilt ebenso für das zweite Thema im Cello wie für das dritte Thema der Bratsche, das von ungarischen Borduns begleitet wird. Der volkstümliche Zug wird im weiteren Verlauf des Satzes von dem symphonischen Klang und der Dynamik brahmsscher Verarbeitungskunst überlagert.
Der zweite Satz ist kein Scherzo, sondern ein Intermezzo, ein zarter Streichergesang über pochenden Achteln, dessen nie sich lüftender Schleier Kommendes anzukündigen scheint.
Im dritten Satz erinnerte sich Brahms vielleicht des Haydn-Trios, denn auch er wählte als Suspensio vor dem Zigeunerfinale ein breit-gesangliches Andante mit herrlichen Soli für Violine und Bratsche. Aus einer beethovenesken Steigerung entsteht der kontrastierende Mittelteil, eine hohe Klaviermelodie über Begleitfiguren der Streicher, wie man sie auch bei Dvorak finden könnte. Der Umschlag von diesem triumphalen Höhepunkt in die zarte Stimmung des Andante-Anfangs zählt zu den vielen großartigen Momenten des Werkes.
Das Rondo alla Zingarese ist formal das schlichteste Finale, das Brahms jemals geschrieben hat: ein einfaches Alternieren zwischen dem Rondothema in g-Moll und wechselnden Episoden in B, G und e. In letzteren ist der Komponist der Ungarischen Tänze unschwer wiederzuerkennen. Das gesamte Klangarsenal des „Zigeunervortrags“ verwandelte sich unter seinen Händen in vitalste Kammermusik: der „Überschwang von Rubato und Ornamentation“, die Bordun- und Cymbalklänge, das Unisono, aber auch die schmachtenden Melodien der Streicher. Eine Kadenz führt accellerando in die Stretta, die eine Friss, den rasend schnellen Schlussabschnitt des Csárdás, nachahmt.
2001
JOHANNES BRAHMS
Klavierquartett g-Moll, op. 25
Johannes Brahms hatte seine Liebe zur Musik der ungarischen Zigeuner längst entdeckt, als er sich in Wien niederließ, wo er regelmäßig die Csárdás-Kapellen im Prater anhörte. Es war seine Freundschaft mit ungarischen Geigern wie Eduard Reményi und Joseph Joachim, die ihn an das Genre heranführte. Zwischen letzterem und dem Komponisten entstand ein regelrechter Wettbewerb im ungarischen Genre. Als Brahms 1861 seinem Freund Joachim die Partitur seines g-Moll-Klavierquartetts mit dem Rondo alla Zingarese übersandte, gestand der Magyar dem Hanseaten neidlos zu, er habe ihm auf seinem eigenen Territorium „eine ganz tüchtige Schlappe versetzt“. Da Brahms um die Popularität des Genres in der Donaumetropole wusste, wählte er dieses Werk aus, um mit ihm am 16.11.1862 als Komponist und Pianist in Wien zu debütieren.
Von dem Zingarese-Charakter des Finales ausgehend, lassen sich auch die ersten drei Sätze des Werkes deuten. Das Hauptthema des ersten Satzes, das Arnold Schönberg zu der Bemerkung „Leider nicht von mir!“ veranlasste, weist tonale Merkmale von „Zigeunermelodien“ auf. Die Chromatik des Satzes lässt sich aus dieser Stilisierung im melancholischen „Volkston“ ableiten, seine Rhythmik erschien schon Joachim als Zeichen ungarischer „Charakteristik“. Dies gilt ebenso für das zweite Thema im Cello wie für das dritte Thema der Bratsche, das von ungarischen Borduns begleitet wird. Der volkstümliche Zug wird im weiteren Verlauf des Satzes von dem symphonischen Klang und der Dynamik brahmsscher Verarbeitungskunst überlagert.
Der zweite Satz ist kein Scherzo, sondern ein Intermezzo, ein zarter Streichergesang über pochenden Achteln, dessen nie sich lüftender Schleier Kommendes anzukündigen scheint.
Im dritten Satz erinnerte sich Brahms vielleicht des Haydn-Trios, denn auch er wählte als Suspensio vor dem Zigeunerfinale ein breit-gesangliches Andante mit herrlichen Soli für Violine und Bratsche. Aus einer beethovenesken Steigerung entsteht der kontrastierende Mittelteil, eine hohe Klaviermelodie über Begleitfiguren der Streicher, wie man sie auch bei Dvorak finden könnte. Der Umschlag von diesem triumphalen Höhepunkt in die zarte Stimmung des Andante-Anfangs zählt zu den vielen großartigen Momenten des Werkes.
Das Rondo alla Zingarese ist formal das schlichteste Finale, das Brahms jemals geschrieben hat: ein einfaches Alternieren zwischen dem Rondothema in g-Moll und wechselnden Episoden in B, G und e. In letzteren ist der Komponist der Ungarischen Tänze unschwer wiederzuerkennen. Das gesamte Klangarsenal des „Zigeunervortrags“ verwandelte sich unter seinen Händen in vitalste Kammermusik: der „Überschwang von Rubato und Ornamentation“, die Bordun- und Cymbalklänge, das Unisono, aber auch die schmachtenden Melodien der Streicher. Eine Kadenz führt accellerando in die Stretta, die eine Friss, den rasend schnellen Schlussabschnitt des Csárdás, nachahmt.