Suite g-Moll, op. 71 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Moritz Moszkowski

Suite g-Moll, op. 71

Suite g-Moll für zwei Violinen und Klavier, op. 71

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 3572

Satzbezeichnungen

1. Allegro energico

2. Allegro moderato

3. Lento assai

4. Molto vivace

Erläuterungen

2002
MORITZ MOSZKOWSKI
Suite g-Moll, op. 71

Kaum wegen seiner Oper Boabdil, der letzte Maurenkönig, 1892 in Berlin uraufgeführt, noch weniger wegen sinfonisch ambitionierter Werke wie Jeanne d’Arc war der Breslauer Komponist Moritz Moszowski um 1900 in fast jedem musikalischen Haushalt vertreten. Es waren seine süßen, stimmungsvollen Salonstücke, die sich so gut auf dem heimischen Klavier machten. Mit den Spanischen Tänzen, op. 12, wahlweise für Klavier zu zwei oder vier Händen veröffentlicht, malte der Schlesier den Musikliebhabern der Gründerzeit ihren Traum vom orientalischen Süden in leuchtenden Farben aus. Sie wurden sein erster Welterfolg – das mediterrane Gegenstück zu den Ungarischen Tänzen eines Brahms und den Slawischen eines Dvorak. Auch sonst ritt der in Berlin und Dresden ausgebildete Komponist gerne auf der Welle der Begeisterung für Nationaltänze. Als Vorahnung europäischer Einigung konzipierte er gar eine Orchestersuite Aus aller Herren Länder. In seinen freien Klavierwerken schlug er sich pianistisch mal auf die Seite von Chopin, mal auf die von Liszt, der Moszkowski als Pianisten sehr schätzte. Auch schrieb er einige der ersten Suiten im alten Stil, Nachempfindungen der barocken Suitenkunst auf dem spätromantischen Terrain.

Eine solche ist seine Suite, op. 71, für zwei Violinen und Klavier, in der letzteres keineswegs nur begleitend agiert. Die delikate Klangkunst des Pianisten Moszkowski wie seine salongeschulte Virtuosität scheinen durch den Klavierpart hindurch. Das Violinenpaar steuert derweil sicheren Schritts durch die Untiefen eines pikanten Technik-Parcours, der doch immer im Dienst süßlichen Sentiments steht. Der Kopfsatz nutzt die wuchtigen Synkopen eines Allegro energico in g-Moll für kraftvolle Dialoge zwischen den Geigen und dem Klavier aus. Im zweiten Satz (Allegro moderato, G-Dur) mischen sich Anklänge an Mazurka und Polonaise mit fernen Ahnungen eines Menuetts zur rührenden Tanzszene. Der Ausdruck und damit auch der Bogenstrich wechseln zwischen grazioso, espressivo, leggiero und marcato. Mit neobarocken Vorhalten gesättigt, gibt sich das Lento assai in e-Moll als schwerblütige Aria vor dem furiosen Finale. Dessen Molto vivace verwandelt den Rhythmus der barocken Gigue in einen Galopp. Kurz unterbrochen von einem ruhigen Intermezzo, wird die Terzen- und Sextenseligkeit der beiden Violinisten auf immer härtere Proben gestellt, bis sie 100 Takte vor dem Ziel zum Staccato-Endspurt ansetzen. Ein Meister der Salonmusik wie Moszkowksi wusste, was er seinem Publikum und seinen Virtuosen schuldig war.