„La Fontaine d’Aréthuse“ aus Mythen, op. 30
Werkverzeichnisnummer: 3518
Molto moderato
KAROL SZYMANOWSKI
La Fontaine d’Aréthuse aus Op. 30
Karol Szymanowski, der Vater der polnischen Moderne, war ein polyglotter Geist des frühen 20. Jahrhunderts. Seine Musik, nur in der Spätzeit dezidiert national und von Bartók-naher Ursprünglichkeit, atmet in weiten Teilen einen europäischen, von Frankreich inspirierten Geist. In seinem nicht umfangreichen kammermusikalischen Oeuvre dominieren neben den beiden Streichquartetten Sonaten und Zyklen von kürzeren Stücken für Violine und Klavier.
In Mythen, dem letzten dieser Zyklen, gelang es Szymanowski 1915, der Geige durch Portamento, Flageolett etc. eine völlig neue Klangsprache zu erschließen. Im ersten Stück des dreiteiligen Zyklus dienen sie dazu, die Geschichte der Nymphe Arethusa aus den Metamorphosen des Ovid zu erzählen. Um sie vor den Nachstellungen des Flussgottes Alpheus zu schützen, verwandelte sie Diana in eine Quelle auf der Insel Ortygia bei Syrakus. Der Mythos dient als illustrativer wie symbolischer Hintergrund für das Zwiegespräch zwischen den Instrumenten, das in seinen Trillerketten, Arpeggi und Tremoli die „Sensation des übernatürlichen Fließens der Quelle, ihr Licht und ihre Transparenz in vollkommener Symbiose zwischen Geige und Klavier widerspiegelt“ (P.E.Barbier).