Quartett Nr. 2 F-Dur für Oboe, Violine, Viola und Violoncello
Werkverzeichnisnummer: 3516
1. Allegro spiritoso
2. Menuetto. Moderato
3. Andante
4. Allegro
2004
JOSEPH FIALA
Oboenquartett Nr. 2 F-Dur
Wieder einmal regnete es, wieder einmal versammelten sich sittsame Salzburger Bürgerinnen und Bürger an einem Samstag Nachmittag zum Kartenspielen. Eine von ihnen, Nannerl Mozart, notierte in ihr Tagebuch: “Nachmittag Herr Weyrother und Fiala bei uns. Tarock gespiellt. Mein Bruder hat bei hof spiellen müssen. Es hat geregnet.” Zweifellos wäre es auch Wolfgang an jenem 2. September 1780 lieber gewesen, Karten statt Klavier zu spielen und seinem Freund Joseph Fiala Gesellschaft zu leisten, um die trübe Stimmung des notorischen Salzburger “Schnürlregens” zu vertreiben. Fiala war ein gern gesehener Gast im Hause Mozart, denn seiner Gewandtheit im Kartenspielen entsprach die nämliche im Musizieren und Parlieren.
Der aus dem böhmischen Lochvitz stammende Musiker war auf Viola, Oboe und Cello gleichermaßen gut ausgebildet. In späteren Jahren, als ihn ein “Brustdefekt” am längeren Blasen hinderte, verlegte er sich ganz auf die Streichinstrumente. Da ihn aber der Salzburger Erzbischof von Colloredo ausdrücklich als Solo-Oboisten mit besonderer Verpflichtung zur “Harmoniemusik” eingestellt hatte, entließ er Fiala, der daraufhin ein Wanderleben als Cellist begann. Seine letzte Stellung fand er am Fürstenbergischen Hofe in Donaueschingen.
Als Fiala 1778 nach Salzburg kam, waren er und Mozart schon gute Bekannte. Als Solo-Oboist der Münchner Hofkapelle hatte ihn Mozart 1777 kennen gelernt. Höchst angetan schrieb er damals über ein von Fiala einstudiertes Ensemble von Bläsern: “man kennt aber ganz gut, das sie von Fiala abgerichtet worden. Sie bliesen stücke von ihm; und ich mus sagen, das sie recht hübsch sind. er hat sehr gute gedancken.” Selten genug flossen Mozart solch lobende Worte über seine Kollegen aus der Feder. Augenscheinlich hat er den Komponisten Fiala geschätzt.
Aus Fialas Doppelbegabung als Streicher und Bläser erklärt sich der merkwürdige Umstand, dass er weit mehr Streich- als Oboenquartette geschrieben hat: 18 Werken im ersten Genre stehen nur vier im zweiten gegenüber. Letztere zeichnen sich denn auch durch den gediegenen Streichersatz aus. Anders als so viele komponierende Virtuosen auf der Oboe ließ Fiala auch Geige, Bratsche und Cello ihr Recht widerfahren. Sein zweites Oboenquartett in F ist ein würdiges Gegenstück zu Mozarts Oboenquartett in der gleichen Tonart. Vielleicht war es ja das eigene Durchspielen des Quartetts seines Freundes, dass Fiala zur Komposition an regte.