„Muy Linda“
Werkverzeichnisnummer: 3497
2004
ANTHONY HOLBORNE
Muy Linda
Zu Beginn unseres Programms erfüllt der Glanz einer großen historischen Epoche die Räume dieser kleinen Tournee: The Golden Age, das goldene Zeitalter der englischen Musik unter Königin Elisabeth I. Die Tochter Heinrichs VIII. liebte Musik und Theater. Trotz des vom Vater vollzogenen Bruchs mit Rom und dem katholischen Ritus blieb sie selbst zeitlebens der lateinischen Kirchenmusik treu. Sie liebte Lautenlieder und Virginalmusik, verlieh ihrem – übrigens katholischen – Hofkomponisten William Byrd umfangreiche Privilegien. Und sie ließ zu, dass in ihrem Reich auch nach dem Untergang der spanischen Armada vor Englands Küsten Musik aus dem katholischen Süden, aus Spanien und Italien weite Verbreitung fand.
Anthony Holborne war einer der ersten, die sich dieses mediterranen Repertoires anahmen. Einer Gaillard für Laute gab er den Titel Muy Linda, den Namen eines spanischen Liedes. Vom höfisch-edlen Klang der Renaissance-Laute wurde dieses Stück auf den mehr robusten des Brass Quintetts übertragen, was aber gut zum Charakter der Galliard als Springtanz passt. Man denke sich dazu eine höfische Gesellschaft in einem Renaissance-Palast an der Themse oder besser noch eine pralle Szene aus einer Komödie von Shakespeare.