Quartett Es-Dur für zwei Violinen, Viola und Violoncello, op. 51
Werkverzeichnisnummer: 3493
1. Allegro ma non troppo
2. Dumka (Elegia). Andante con moto – Vivace
3. Romanza. Andante con moto
4. Finale. Allegro assai
2004
ANTONIN DVORAK
op. 51
Gerade ein Werk wie Dvoraks “Slawisches Quartett” – das Es-Dut-Quartett, op. 51 – legt nahe, uns das tschechische Panorama seines Lebens ins Gedächtnis zu rufen. Der Sohn eines Metzgers und Gastwirts im kleinen Nelahozeves in Mittelböhmen musste seine Zeit mit anderem zubringen als mit Musizieren: “Seht dort hin auf tue verschiedenen Dörfer, rief der Meister bei einem Spaziergang zu den Stätten seiner Jugend später aus: “In diese Orte pflegte ich mit meinem Vater Rinder kaufen Zu ,gehen, und wenn mir der Vater so ein Tier anvertraute, das mir in seinem Übermut davonlief oder mich ohne weiteres in den Teich schleifte, war ich nicht.Zu beneiden. Aber all diese Leiden meines jungen Lebens versüßte mir die Musik, mein Schutzengel.”
Die bitter-arme Jugend Dvoraks, seine Anfänge in der Dorfschule und Dorfkirche, die Jahre in der Orgelschule Prag mit den ersten Gehversuchen in einer 20 Mann starken Tanzkapelle – all dies lebt in seiner Musik fort, in den scheinbar so naiv mitreißenden “slawischen” Themen ebenso wie in den melancholischen Elegien, die gerade im Opus 51 so sehr hervortreten. Hinter aller Kunst seiner Ecksätze hören wie immer noch den Dvorak, der für die Inssassen einer Prager Irrenanstalt zum ersten Mal Streichsextette spielte, oder den jugendlichen Dorfmusikanten, der sich an der großen Messe zum Kirchweihfest erfreute und bei Mozart, Haydn und Cherubini in die Lehre ging. Dvorak vertraute stets darauf, der Lebe Gott werde ihm “schon auch einige Melodien zuflüstern”. Doch dieser göttliche Funke wehte ihn oft genug mitten in der Härte des Lebens an.
Daraus erklärt sich, warum Dvorak seine ersten Schritte als Komponist erst so spät und manchmal mit nur geringem Profil tat. Von den Frühwerken lässt sich allgemein sagen, dass sie den klassischen Modellen von Beethoven bis Mendelssohn verhaftet blieben. Erst das Jahr 1875 – Dvorak war damals immerhin schon 34 brachte die Wende. Nüt der Streicherserenade und dem G-Dur-Quintett schuf er seine bis dahin bedeutendsten Streicherwerke, die beiden Klaviertrios in B und g setzten in der Klavierkammermusik neue Standards.
Auch im Streichquartett hat er damals Neuland betreten. Das E-Dur-Quartett von 1876 haben wir im ersten Programm dieses Wochenendes gehört. Ihm folgten jeweils im Jahresabstand das d-Moll-Quartett, op. 34, und das Es-Dur-Quartett, op. 51, der Höhepunkt dieser Trias der mittleren Quartette.
Ähnlich wie im zeitgleich komponierten Streichsextett hat Dvorak ‘ in 1 diesem Stück die slawischen Momente so dezidiert hervortreten lassen wie sonst nur in seinen Slawischen Tänzen. Dies geschah auf ausdrücklichen Wunsch von Jean Bekker, dem Primarius des Florentiner Streichquartetts. Einfach und eingängig sollte die Musik sein, weshalb Dvorak das Finale als schlichten Kehraus über einen böhmischen Springtanz anlegte, die Mittelsätze als Dumka und Romanze. Erstere beruht, dem ukrainischen Tanz gemäß, den sie imitiert, auf dem Wechsel zwischen einem schwermütigen Hauptteil und zwei schnelleren Episoden. Dem folgt die Romanze als zweiter langsamer Satz – ein Unikum in der Kammermusik des Komponisten- In den herrlich-melancholischen Melodien dieser zwei Sätze fand Dvorak- zu sich selbst, während er im Kopfsatz noch dem überbordenden Stil seiner früheren Werke verhaftet blieb. Der slawische Volkston paart sich hier mit einem erheblichen Aufwand an Kontrapunkt, thematischer Verschränkung und gesuchter Harmonik.