„Porgy and Bess“ Fantasie für Klarinette und Orchester (Arr. Steve Murray) -Fantasie für Violine und Streichorchester (Arr. Tilman Koester)
Werkverzeichnisnummer: 3467
2004
GEORGE GERSHWIN
Fantasie nach Porgy and Bess
Vom Süden träumte auch George Gershwin, als er seine Oper Porgy and Bess schrieb. Als Sohn einer jüdisch-russischen Familie in einem Armenviertel von Manhattan aufgewachsen, hatte er freilich keine allzu authentische Vorstellung vom Leben der Schwarzen im amerikanischen Süden, als er im Sommer 1934 daranging, seine „Neger-Oper“ zu schreiben, wie man damals noch unbefangen sagte. Deshalb zog er sich auf eine Insel in der Nähe von Charleston, South Carolina, zurück, wo die Handlung von Porgy and Bess spielt.
Gershwin wollte sich vom Leben, der Sprache und der Musik der Schwarzen in der Südstaatenmetropole inspirieren lassen. Gerade die Welthits der Oper wie Summertime, It ain’t necessarily so und I got plenty o‘ nuttin‘ zeugen von diesem Einfluss.
2005
George Gershwin
Fantasie über Porgy and Bess
Gerhswins Eltern, Moishe Gershovitz und seine Frau Rosa Brushkin, waren russische Juden aus St. Petersburg. (Nach der Auswanderung änderten sie ihren Namen schrittweise von Gershvine in Gershvin, schließlich nach dem Vorbild ihres Sohnes in Gershwin.) Für George lag es nahe, sich seinem Traum von einer „Jazzoper“ zuerst im eigenen, jüdischen Milieu zu nähern. Mit der Metropolitan Opera seiner Heimatstadt schloss er einen Vertrag für eine Oper über die mystische Welt der osteuropäischen Juden, die geistige Heimat seiner Eltern: The Dybbuk. Wären die Rechte an dem Buch damals nicht schon vergeben gewesen, wir hätten heute statt Porgy and Bess eine Gershwin-Oper mit jüdischem Inhalt.
Nach dem Scheitern des Dybbuk machte er sich auf die Suche nach Alternativen und wandte sich – kaum verwunderlich – seiner Metropole New York zu. Doch auch die geplante „melting pott opera“, eine Oper über den Schmelztiegel New York, kam nicht zustande. 1926 aber las Gershwin den Roman Porgy des Südstaaten-Autors DuBose-Heyward und machte ihm sofort das Angebot, das Buch in eine Oper zu verwandeln. Heyward stimmte zu, doch zogen sich die Vorbereitungen bis 1933 hin. Auch Ira Gershwin wurde für das Libretto herangezogen.
Da George im Straßendschungel New Yorks keinen Begriff vom Leben der Schwarzen im amerikanischen Süden bekam, nistete er sich im Sommer 1934 für einige Wochen auf Folly Island bei Charleston, South Carolina, ein, wo die Handlung der Oper spielt. Er wollte sich vom Leben, der Sprache und der Musik der Schwarzen in der Südstaatenmetropole inspirieren lassen. Dabei kam ihm eine Gruppe von „Gullah“ zuhilfe, Schwarze, die auf einer Nachbar-insel nach afrikanischen Bräuchen lebten. Von ihrer Musik ließ sich Gershwin zu vielen Nummern seiner „folk opera“ anregen.
Gerade die Welthits der Oper wie Summertime, It ain’t necessarily so und I got plenty o‘ nuttin‘ zeugen von diesem Einfluss.
Zur Uraufführung kam Porgy and Bess dann im Oktober 1935 nicht an der Met, weil es dort kein Ensemble aus farbigen Sängern gegeben hätte, sondern in der Theatre Guild. Obwohl die Produktion 124 Aufführungen erlebte, waren die New Yorker von dieser Mischung zwischen „Oper, Operette und bloßem Broadway Entertainment“ anfangs nicht restlos überzeugt. Erst nach Gershwins Tod zwei Jahre später setzte sich das Werk an den Bühnen durch.
Im Konzertsaal wurden die Melodien der Oper weniger durch Gershwins eigene Porgy and Bess-Suite populär, die erst 1958 wieder auftauchte, als vielmehr durch ein Symphonic Picture von Bennett. An diesen Vorlagen orientierte sich Tilman Koester in seiner Porgy and Bess-Fantasie für Violine und Streichorchester. Als kleine Einführung in den Stimmungsgehalt der Oper, sei hier die erste Strophe von Summertime zitiert:
Summertime,
And the livin‘ is easy
Fish are jumpin‘
And the cotton is high …
(Karl Böhmer)