Intrada und Pavane
Werkverzeichnisnummer: 3438
2004
JOHANN PEZELIUS
Intrada und Pavane
Geht man in Schlesiens Städten spazieren, in Breslau und Oppeln, Neiße und Brieg, so fallen an allen Kirchtürmen die breiten Umgänge auf, von denen herunter im 16. und 17. Jahrhundert die Turmbläser ihren täglichen Dienst verrichteten. Damals – vor der Rekatholisierung der Region – waren die schlesischen Städte noch rein protestantisch, und die Ratsmusiker trugen zum musikalischen Selbstbewusstsein der Kommunen erheblich bei. Diese städtischen Musiker mussten auf einer ganzen Schar von Instrumenten kundig genug sein, um kirchliche wie kommunale Aufgaben pünktlich zu verrichten. Dazu gehörte das Blasen von Intraden zu allen möglichen festlichen Gelegenheit, oft genug eben von den Kirchtürmen herab, oder das Musizieren von Tänzen wie etwa einer Pavane bei Ratsbanketten und anderen städtischen Festen.
Einer, der diese Kunst in Schlesien von der Pike auf gelernt hat, war Johann Pezel alias Pezelius. 1639 im schlesischen Glatz geboren, erhielt er seine gründliche Ausbildung von den Turmbläsern und Ratsmusikern dieser Stadt. Mit 25 Jahren nahm ihn die ungleich größere Handelsmetropole Leipzig als achten Ratsmusiker an. Bald stieg er zum Stadtpfeifer-Meister auf und sorgte durch gedruckte Sammlungen von typischer Ratsmusik für Aufsehen. In Bänden wie Leipzigische Abend-Music oder Musicalische Gemüths-Ergetzung sammelte er die Tanzsuiten zur Abendunterhaltung der Bürgerschaft. Wir hören daraus eine Pavane. Die Intrada unseres Programms gehört zu den typischen Turmmusiken, die Pezel in Opera wie Fünff-stimmige blasende Musik bzw. Hora decima oder Musicalische Arbeit zum Abblasen gesammelt hat.