Symphonie Nr. 6 D-Dur, op. 60 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Antonin Dvórak

Symphonie Nr. 6 D-Dur, op. 60

Symphonie Nr. 6 D-Dur, op. 60

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 3416

Satzbezeichnungen

1. Allegro non tanto

2. Adagio

3. Scherzo

4. Allegro con spirito

Erläuterungen

2004
Symphonie Nr. 6 D-Dur, op. 60

Zwei Wahlwiener waren die Geburtshelfer von Dvoraks 6. Symphonie: der Dirigent Hans Richter, der das Werk 1880 für die Wiener Philharmoniker bestellte; und Johannes Brahms, der mit seiner 2. Symphonie in D-Dur das entscheidende Vorbild lieferte. Wie bei Brahms steht der Kopfsatz im Dreivierteltakt und ist als leuchtendes Naturidyll angelegt. Das Hauptthema erwächst aus einem Quartenruf, fast wie ländliches Musizieren. In seiner Terzenseligkeit gemahnt es an die Themen im Kopfsatz der Zweiten von Brahms. Ein Cellowalzer und eine H-Dur-Melodie der Oboe gesellen sich im Seitensatz hinzu und machen das melodische Glück in diesem herrlichen Satz perfekt.
Das Adagio offenbart, wie sehr sich Dvorak hier – zwei Jahre nach seiner „Entdeckung“ durch Brahms – am großen Vorbild orientierte. In einem Bläser-„Vorhang“ wird das Kopfmotiv bereits bedeutungsvoll verarbeitet, bevor die Geigen daras das herrliche Hauptthema entwickeln. Immer wieder kommt es zu solchen „Brahmsischen“ Momenten der Themenverarbeitung in einem melodisch wundervollen Satz, der zu den großen Adagios in Dvoraks Schaffen gehört.

Im Scherzo siegte Dvoraks böhmisches Temperament über formale Skrupel: Es ist ein Furiant, ein Volkstanz, der zwischen Zweier- und Dreiermetrum in aufreizender Weise schwankt. Der rustikale Mollton wird im Trio von duftigen Holzbläsern verdrängt. Im Finale ist die Parallele zu Brahms wiederum deutlich: ein verhaltenes Hauptthema im Alla breve, das später strahlend hervortritt und einer gründlichen Verarbeitung unterzogen wird.

Übrigens lehnten die Wiener Philharmoniker die Symphonie nach einer ihrer berüchtigten Durchspielproben als unaufführbar ab. Dvorak und Hans Richter dirigierten das Werk daraufhin höchst erfolgreich in Prag und London. (Karl Böhmer)