Konzert a-Moll für Violine und Orchester, op. 53
Werkverzeichnisnummer: 3415
1. Allegro ma non troppo
2. Adagio ma non troppo
3. Finale. Allegro giocoso ma non troppo
2004
Violinkonzert a-Moll, op. 53
Sein einziges Violinkonzert komponierte Dvorak 1879-80, zeitgleich mit der 6. Symphonie. Beide gelten als Hauptwerke seiner „Slawischen Periode“. Das Konzert ist eines jener Stücke, in denen zwischen erster Konzeption und Endfassung viele Stadien der Überarbeitung lagen, getreu den zitierten Äußerungen im Interview von 1886. In diesem Fall war es Joseph Joachim, der wichtigste deutsche Geiger der Epoche, der Dvorak Änderungen nahelegte. In Briefen und persönlichen Begegnungen suchten Geiger und Komponist nach einer optimalen Lösung, die Dvorak erst für die Uraufführung 1883 in Prag fand. Damals spielte nicht Joachim, der das Konzert lediglich halb-öffentlich in der Berliner Musikhochschule aufführte, sondern der tschechische Geiger Frantisek Ondricek.
Unter den großen Dirigenten der Vergangenheit fand das Dvorak-Konzert mehr Fürsprecher als heutzutage. Der russische Geiger Nathan Milstein erzählt in seiner Autobiographie, wie ihn gleich zwei große Maestri durch ihre minutiöse Kenntnis des selten gespielten Werkes überraschten: Wilhelm Furtwängler und Richard Strauss. Nach der Rangordnung der großen Violinkonzerte befragt, räumte Milstein dem Dvorak-Konzert einen mittleren Platz ein: „Dvorak hat ein attraktives Violinkonzert geschrieben. Es ist ein bißchen zu gewichtig, allerdings auch wirklich die Musik eines Musikanten.“
Zu Beginn des Konzerts wird man daran erinnert, dass Beethovens Neunte das erste symphonische Werk war, das Dvorak in seinem Leben gehört hat. Die leeren Quinten und Oktaven des lakonischen Orchestermottos erinnern an den Beginn der Neunten. Die Geige antwortet mit einem lyrischen a-Moll-Gesang aus Doppelgriffen und Triolen. Diesen greift das Orchester auf, während die Geige ihrerseits das Orchestermotto übernimmt und verwandelt. Beiden Partnern gemeinsam ist die düster-tragische Stimmung, die sie fast durchweg anschlagen. Breitere Durepisoden fehlen völlig, nur das lyrische Seitenthema sorgt für ein kurzes Innehalten im heroisch-pathetischen Dialog, der den Satz prägt. Immer wieder muss sich die Geige in Doppelgriffen und kraftaufwendigen Passagen gegen das Orchester behaupten.
Der formal originellste Zug ist das Ausfransen des Allegros am Ende des Kopfsatzes. Die kämpferischen Passagen des Solisten münden in eine Art Kadenz mit obligaten Bläsern, die Themen beruhigen sich, und aus ihnen tritt der wundervolle F-Dur-Gesang des Adagio hervor.
Der Mittelsatz wird zum eigentlichen Hauptsatz des Werkes, eine Idylle aus Geigenthema und Bläserklängen, die sich zunehmend rhapsodisch auflöst und von zwei dramatischen Mollepisoden unterbrochen wird. – Mit einem überaus eingängigen, strahlenden Dur-Thema in hoher Lage setzt das Rondo ein. Es ist ein konzertantes Gegenstück zu den Slawischen Tänzen, eine Art Apotheose des böhmischen Volkstanzes mit einer rastlos brillierenden Solo-Violine.