Concerto Ripieno D-Dur für zwei Violine und Basso continuo
Werkverzeichnisnummer: 3393
1. Adagio
2. Allegro
3. Adagio
4. Allegro
2004
GIUSEPPE VALENTINI
Concerto in D
Den Schülern Corellis hat das moderne Musikleben bislang wenig Beachtung geschenkt. Namen wie Giuseppe Valentini, Somis, Mascitti oder Mossi erscheinen fast nie auf unseren Konzertprogrammen (vom Geigenunterricht ganz zu schweigen). Hätte nicht Reinhard Goebel vor einigen Jahren das großartige Schlusswerk unseres Programms, Valentinis a-Moll-Concerto, eingespielt, man wäre auf diesen Meister des espressivo in der Corelli-Schule wohl noch viel später aufmerksam geworden. So offensichtlich seine Concerti grossi auch Händels eigene Auffassung dieser Gattung geprägt haben – von Valentinis Opus 7 führt ein direkter Weg zu Händels Opus 6 -, so war sein Name selbst Händelkennern noch vor wenigen Jahren unbekannt.
Gemeinsam mit seinem Studienfreund Pietro Locatelli brachte Valentini frischen Wind ins römische Violinspiel. Die Geigenkunst ihres Lehrers Corelli war damals schon ein wenig angegraut – technisch wie stilistisch. Händel beklagte sich über die „Kaltsinnigkeit“, mit der Corelli eines seiner Stücke spielte: „Er riß ihm die Geige aus der Hand und spielte die berührten Stellen selbst, um zu zeigen, wie wenig Corelli ihrem Nachdruck Genüge tat. Corelli aber, als ein sehr bescheidener und sanftmüthiger Mann, sagte: Ma caro Sassone, questa Musica è nel Stylo francese, di ch’io non m’intendo. – Aber, mein lieber Sachse, diese eure Musik ist im französischen Stil eingerichtet, auf den ich mich gar nicht verstehe.“ An anderer Stelle heißt es, dass Händels „Feuer und Kraft“ sich nicht mit der „gefälligen Zierlichkeit“ Corellis vertragen habe.
Über die Schüler Corellis, mit denen er in Rom musizierte, hat sich Händel nicht beklagt. Giuseppe Valntini gehörte dazu. Er wurde des öfteren vom Marchese Ruspoli als zusätzlicher Geiger für die Uraufführungen Händelscher Kantaten engagiert. Kraft und Feuer des Deutschen, die er dabei studieren könnte, schlagen sich in seinem eigenen Stil zur Genüge nieder.
Unser erstes Werk von Valentini ist eher im festlich-flächigen Stil seines Lehrers gehalten, ein Concerto in ripieno, bei dem keine der Geigen solistisch hervortritt wie beim Concerto grosso. Getreu den Maximen, die der Deutsche Georg Muffat in Corellis eigenen Aufführungen 1682 in Rom kennenlernte, kann man ein solches Stück senza oder con ripieno, also mit einem oder mehreren Spielen pro Stimme spielen.