“Amor, hai vinto” für Alt, 2 Violinen, Viola und Basso continuo, RV 683
Werkverzeichnisnummer: 3392
2004
Der letzte große Name im privaten Komponisten-Förderprogramm des Kardinals Ottoboni hieß Antonio Vivaldi. Die Musik des Venezianers wurde sicher schon in den Jahren von Händels Aufenthalt in Rom gespielt, insbesondere sein Triosonaten-Opus 1, das mit der hoch virtuosen, glanzvollen Follia endet. Anders als Corellis noble Variationen über dieses Thema für Solovioline und Basso continui ist es hier der virtuose Schlagabtausch der beiden Geigen in rauschenden Klangflächen und melancholischen Siciliani, der einen unverwechselbar venezianischen Ton in den Palazzo della Cancelleria brachte. Es muss vielleicht noch erwähnt werden, dass die Ottobonis selbst eine venezianische Familie waren, dass der Kardinal aber von seiner Heimatstadt geächtet wurde, nachdem er sich zum Protektor der französischen Partei in Rom aufgeschwungen hatte. Erst als die Serenissima Reppublica Ottoboni wieder in seine Rechte einsetzte, war auch der Boden für ein Gastspiel Vivaldis in Rom bereitet.
Er kam 1723 bis 1725 für drei Opernspielzeiten, produzierte im Auftrag Ottobonis Werke wie seinen Giustino und faszinierte die Römer durch Neuerungen wie den lombardischen Rhythmus und seine kleinen, schmissigen Opernmelodien. In der Kantate Amor, hai vinto gab sich Vivaldi dagegen betont römisch konservativ. Bevor in der ersten Arie der Sturm der Koloraturen losbricht, verarbeiten Violinen und Singstimme erst einmal ein ehrwürdiges Soggetto von Alessandro Scarlatti im strengen Satz. Erst in der Schlussarie setzt sich dann unwiderstehlicher Vivaldi-Glanz durch. (Karl Böhmer)