Sonata d-Moll, op. 1, 12 (RV 63) ("La Follia") | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Antonio Vivaldi

Sonata d-Moll, op. 1, 12 (RV 63) ("La Follia")

Sonata d-Moll für zwei Violinen und Basso continuo, op. 1, 12 (RV 63) (“La Follia”)

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 3391

Satzbezeichnungen

Erläuterungen

2004

Der letzte große Name im privaten Komponisten-Förderprogramm des Kardinals Ottoboni hieß Antonio Vivaldi. Die Musik des Venezianers wurde sicher schon in den Jahren von Händels Aufenthalt in Rom gespielt, insbesondere sein Triosonaten-Opus 1, das mit der hoch virtuosen, glanzvollen Follia endet. Anders als Corellis noble Variationen über dieses Thema für Solovioline und Basso continui ist es hier der virtuose Schlagabtausch der beiden Geigen in rauschenden Klangflächen und melancholischen Siciliani, der einen unverwechselbar venezianischen Ton in den Palazzo della Cancelleria brachte. Es muss vielleicht noch erwähnt werden, dass die Ottobonis selbst eine venezianische Familie waren, dass der Kardinal aber von seiner Heimatstadt geächtet wurde, nachdem er sich zum Protektor der französischen Partei in Rom aufgeschwungen hatte. Erst als die Serenissima Reppublica Ottoboni wieder in seine Rechte einsetzte, war auch der Boden für ein Gastspiel Vivaldis in Rom bereitet.

„Die Verrücktheit“ – so nannten die Italiener jene langsame, einlullende Mollmelodie im Dreiertakt, die sich um 1600 von Spanien aus in Süditalien verbreitete. Wegen ihrer Eingängigkeit und der simplen Akkordfolge diente sie bald als Thema für Variationen auf den verschiedensten Instrumenten, und zwar nicht nur in Italien, sondern auch in Frankreich und Deutschland. Alessandro Scarlatti und Carl Philipp Emanuel Bach schrieben darüber bedeutende Cembalovariationen, Johann Sebastian Bach zitierte die Melodie mit eigenen Variationen in seiner „Bauernkantate“.

Am berühmtesten wurden drei Follia-Variationen für Streichinstrumente: Arcangelo Corelli krönte den Zyklus seiner zwölf Violinsonaten Opus 5 im Jahre 1700 mit seiner Follia für Violine und Basso continuo. Fünf Jahre später forderte ihn der junge Venezianer Antonio Vivaldi heraus, in dem er sein eigenes Opus 1 mit Follia-Variationen für zwei Violinen und Continuo abschloss. Den Handschuh der beiden Italiener griff wiederum der größte französische Gambist der Epoche auf, um zu beweisen, dass man auch auf der Viola da gamba das Thema virtuos behandeln könne: Marin Marais veröffentlichte seine Follies d’Espagne in seinem vierten Gambenbuch 1725. Unsere Interpreten haben aus diesen drei berühmten Variationenfolgen ihren eigenen „Remix“ zusammengestellt, bereichert um Improvisationen.