"Un Soir de Neige" | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Francis Poulenc

"Un Soir de Neige"

„Un Soir de Neige“ Petite Cantate de Chambre

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 3375

Satzbezeichnungen

1. De grandes cuillers de neige

2. La bonne neige

3. Bois meurtri

4. La nuit le froid la solitude

Erläuterungen

2004
FRANCIS POULENC
Un soir de neige (1944)

„Denken wir etwa an Francis Poulenc. Er war ein geistreicher und eleganter Mann – und so komponierte er auch. Hört man seine Musik, so kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, daß sie sozusagen für erwachsene Kinder geschrieben wurde. Sie ist so einfach zu durchschauen.“ Als der russische Geiger Nathan Milstein diese Sätze seinen Erinnerungen anvertraute, hatte er zweifellos den Humoristen Poulenc im Sinn, den Komponisten witziger Klavier- und neoklassischer Kammermusik. Der Poulenc der Flötensonate und des Sextetts ist jedoch nur eine Seite dieses Komponisten, der ebenso ein tiefschürfender Interpret französischer Literatur war – in seinen Liedern und in seiner Chormusik. In letzterer begegnet er uns überdies als tief gläubiger Katholik.

Mitten im Zweiten Weltkrieg, 1944 bat Poulenc den Dichter Paul Eluard um Verse zu einer kleinen Kammerkantate für Solostimmen oder Chor. Wie Debussy und Ravel bei ihren Chansons schwebte ihm eine frühere Epoche französischer Musik vor, das 17. Jahrhundert. Poesie und musikalische Sprache der vierteiligen Cantate sind jedoch zeitgenössisch.

Eindringlich beschreibt Eluard vier Bilder im Schnee: die Erstarrung von Mensch und Natur im Winter, den Überlebenskampf eines Wolfes, das Holz als Hoffnungs- und Todeszeichen und schließlich den Tod des Menschen, der von „Nacht, Kälte und Einsamkeit“ umschlossen ist. „Diese Kantate wirkt durch das intensive Gefühl, das die vier Teile erwecken, und durch die Perfektion ihres Chorsatzes – ein Werk von Gewicht und einer verinnerlichten Lyrik“ (Henri Hell).