Sonate G-Dur, KV 301
Werkverzeichnisnummer: 3352
1. Allegro con spirito
2. Allegro
In Mannheim verbrachte Mozart den Jahreswechsel 1777/78. Aus vielen Gründen fühlte sich das junge Genie aus Salzburg in der pfälzischen Residenzstadt besonders wohl: Er liebte die jovialen Umgangsformen und die moderne Bequemlichkeit in der barocken Planstadt an Rhein und Neckar. Bei Hofe konnte er das beste Orchester Europas hören, die berühmte Mannheimer Hofkapelle. Mit etlichen ihrer Mitglieder schloss er enge Freundschaft wie etwa mit dem Soloflötisten Jean-Baptiste Wendling und seiner Frau Dorothea, der Primadonna der Hofoper. Im Opernhaus fanden prachtvolle Aufführungen statt, in Mannheims Kirchen war manche exzellente Messe zu hören, und auch in den intimen Zirkeln der Adligen und gehobenen Bürger wurde ausgezeichnet musiziert. Vor allem eine Mannheimer Musikerin zog Mozart damals in ihren Bann: die erst sechzehnjährige Aloysia Weber mit ihren glockenreinen Soprantönen und ihrer beachtlichen Ausstrahlung. Sie wurde seine erste große Liebe – Jahre, bevor er Aloysias Schwester Constanze zur Frau nehmen sollte.
Die Zuneigung zum „Mannheimer Mädsche“ Aloysia konnte umso unbeschwerter aufkeimen, als Mozart dem väterlichen Zugriff entzogen war: Seine Reise nach Mannheim und Paris hatte er nur in Begleitung der Mutter angetreten, während der Vater zuhause in Salzburg beim Fürsterzbischof Dienst tun musste. Natürlich verzehrte sich Leopold vor Sorge über seinen leichtsinnigen Sohn, der brieflich über jeden Schritt der Reise Rechenschaft abzulegen hatte, ging es doch um eine mögliche Anstellung am kurpfälzischen Hof. Daraus wurde bekanntlich nichts – weil dem Kurfürsten, ohne dass es Mozarts ahnen konnte, damals bereits das Geld ausging. Dennoch waren die Mannheimer Monate ein entscheidender Wendepunkt in Mozarts Entwicklung – nicht nur wegen Aloysias schöner Töne und Augen.
Musikalisch emanzipierte sich der junge Mozart vom Salzburger Geschmack, indem er sich von der „Mannheimer Manier“ anstecken ließ, einer ungleich moderneren und ausdrucksstärkeren Kompositionsart, als sie zuhause üblich war. Der bedeutendste Zyklus, der von diesem Stilwandel zeugt, sind sechs Sonaten für Violine und Klavier, die Mozart noch in der Pfalz begann, aber erst im Sommer 1778 in Paris vollendete. Man nennt sie heute auch die „Kurfürstin-Sonaten“, weil er sie Anfang 1779 der pfälzischen Kurfürstin Elisabeth Auguste widmete, nachdem diese mit ihrem Gemahl Carl Theodor nach München umgezogen und dort auch zur bayerischen Kurfürstin geworden war.
Obwohl diese sechs Violinsonaten fast durchweg zweisätzig sind, also auf ausdrucksstarke Adagios verzichten, zeugen sie doch von den expressiven „Mannheimer Manieren“, wie sie Mozart rasch absorbierte. Die erste Sonate in G-Dur hatte er ursprünglich für den Flötisten Wendling bestimmt, so dass sie auch heute noch auf der Flöte gut spielbar ist. Dies erklärt auch die durchweg gesangliche Führung der Violin- bzw. Flötenstimme, die ihr weit gespanntes erstes Thema über leise gebrochenen Dreiklängen des Klaviers vorträgt. Die Synkopen des Themas, die vielen kurzen Vorschläge und der plötzliche Wechsel in ein gebieterisches Forte sind typische „Mannheimer Manieren“. Eine ausführliche, dialogische Überleitung bereitet das zweite Thema vor, das vom Klavier angestimmt wird und wieder von Synkopen geprägt wird. Die weiträumige Schlussgruppe erweckt den Eindruck quasi orchestraler Pracht – bis hin zu einem Mannheimer Crescendo vor dem Doppelstrich. Aus dem herrischen Forte-Motiv im Hauptthema ist die Durchführung entwickelt, die in empfindsame Mollregionen abschweift. Die Reprise lässt breiten Raum für Forte-Piano-Kontraste und rauschende Mannheimer Figurationen.
Im zweiten Satz hat Mozart das unschuldig singende Rondothema gleichmäßig auf Violine und Klavier verteilt. Bei jeder Wiederholung wird es anders verziert, während die Couplets dazwischen Kontraste setzen. Das zweite steht in g-Moll und verwandelt – piano sempre – den fließenden Rhythmus des Rondothemas in den punktierten Rhythmus einer Forlane. Dieser Stelle ist anzuhören, wie sehr Mozart auch von den Ballettmusiken der Mannheimer Komponisten beeindruckt war.
Violinsonate G-Dur, KV 301
Das oben beschriebene Sprachengewirr, das im Mannheim des 18. Jahrhunderts herrschte, kennen wir u.a. aus den höchst lebendigen Beschreibungen eines Zeitzeugen: aus den Briefen Mozarts. Als er sich 1777/78 ausnahmsweise ohne den Herrn Papa in Mannheim aufhielt, musste er natürlich über jeden Schritt zuhause brieflich Rechenschaft ablegen, ging es doch um eine mögliche Anstellung am kurpfälzischen Hof. Daraus wurde bekanntlich nichts – weil dem Kurfürsten, ohne dass es Mozarts ahnte, damals bereits das Geld ausging -, doch das fidele Genie aus Salzburg ließ sich den winterlichen Aufenthalt nicht verdrießen, verliebte sich in eine junge Pfälzerin namens Aloysia Weber, und komponierte auch einige besonders schöne Sonaten, Quartette und Konzerte. Der bedeutendste Zyklus, den er in der Pfalz begann und in den folgenden Monaten in Paris vollendete, waren sechs Sonaten für Klavier und Violine, die man heute „Kurfürstin-Sonaten“ nennt, weil er sie 1779 der pfälzischen Kurfürstin Elisabeth Auguste widmete.