„Draw on, Sweet Night“
Werkverzeichnisnummer: 3317
2004
ZIEH HERAUF, SÜßE NACHT
Wenn am Ende dieses Konzerts rings um die Villa Ludwigshöhe schon die Nacht aufgezogen sein wird, könnte es keinen schöneren Widerhall für diese Stimmung geben als John Wilbyes Draw on, sweet night. In unnachahmlich zarten Klängen und Vorhalten von berückender Schönheit hat der Shakespeare-Zeitgenosse das Einbrechen der Dunkelheit geschildert. Eine Umfrage unter Kennern des Repertoires würde zweifellos ergeben, dass es sich dabei um das schönste englische Madrigal schlechthin handelt.
Wie Thomas Tomkins zählte Wilbye zur Gruppe der englischen Madrigalisten, deren Interesse am italienischen Madrigal kurioserweise durch den Untergang der spanischen Armada 1588 geweckt wurde. Noch im selben Jahr kamen die ersten Madrigale aus dem Süden nach England, und schon zehn Jahre später, 1598 veröffentlichte Wilbye seine erste eigene Madrigalsammlung. 1601 gehörte er zu den 23 Meistern, die an einem madrigalistischen Zyklus zu Ehren Elisabeths I. mitwirkten: The Triumphes of Oriana, 1609 folgte ein weiteres Madrigalbuch. Dann jedoch erhielt Wilbye die Einkünfte aus einer ertragreichen Schafzucht in der Provinz und gab das Komponieren auf. Angesichts der Schönheit seines Draw on, sweet night muss man dies bedauern.