“Kuckuck”
Werkverzeichnisnummer: 3308
2004
“Allemagne douze points” hätte vielleicht die Wertung gelautet, wenn es um deutsche Lieder der Renaissance gegangen wäre. In ihrem Gemüt weder so prickelnd erotisch wie die Franzosen noch so abgrundtief leidenschaftlich wie die Italiener blieben die Deutschen singenderweise gerne mit beiden Beinen auf dem Boden, sprich: ihrem Alltag und ihrer Lebenswirklichkeit verhaftet. Wenn der Schweizer Ludwig Senfl das Geläut des Speyrer Doms zum Gegenstand eines Liedes machte, so kündet dies ebenso vom Stolz auf die Kultur der eigenen Städte wie Hasslers Tanzen und springen. Natur wird im deutschen Lied eher humorig und etwas bieder geschildert (Stephanis Kuckuck-Lied), beim Abschied steht den Sängern allenfalls eine kleine Träne in den Augen (Friedericis Ade, ich muß nun scheiden). Satztechnisch belegen diese Lieder den Weg vom deutschen Tenorlied, in dem die Hauptmelodie in der Tenorstimme lag, hin zum Kantionalsatz, der von der Oberstimme dominiert wird und sich gerne in tänzerische Rhythmen und Formen kleidet.