„Morgengesang“
Werkverzeichnisnummer: 3303
2004
REGER UND SPIRITUALS
Es ist kaum vorstellbar, dass man Gott unterschiedlicher um Beistand bitten könnte, und doch sind die Spirituals der unterdrückten Farbigen in Nordamerika und die geistlichen Lieder der deutschen Spätromantik zur selben Zeit entstanden. Als Max Reger 1914 seine Geistlichen Gesänge, op. 138, zum Druck gab – unser Morgengesang entstammt diesem Band -, konnte er auf die Formen des stimmungsvollen Chorsatzes zurückgreifen, wie ihn die Romantiker auch für weltliche Texte verwendeten. Des Erfolgs der Sammlung bei Gesangvereinen und Kirchenchören konnte er sich ebenso sicher sein wie sein Münchner Kollege Joseph Rheinberger bei der Veröffentlichung seines Abendlieds aus Opus 69.
Die Morgengesänge und Abendlieder der Negersklaven in Nordamerika klangen anders. Sie waren für sie „Musik zum Mutmachen und ein Band zum Himmel“, wie es ein Zeitgenosse schrieb. In den 1870er Jahren wurde diese Musik durch die Fisk Jubilee Singers in den Konzertsälen Amerikas und Europas zur Sensation. Für solche Aufführungen entstanden die mehrstimmigen Arrangements der Spirituals.