„Liebster Herr Jesus, wo bleibst Du so lange“, BWV 484 (aus Schemmelis Gesangbuch)
Werkverzeichnisnummer: 3302
2004
Von den restlichen drei Gesängen der Sammlung, die dieses Programm enthält, könnte zumidest Ich halte treulich still von Bach selbst stammen, da es deutlich an die Tenorarie der Kantate BWV 105 anklingt und auch sonst „bachische“ Melodik aufweist. Mehr choralartig und darum wohl älteren Ursprungs ist das g-Moll-Lied Herr, nicht schicke deine Rache. Als Sarabande in g-Moll hat ein ebenfalls unbekannter Komponist den Text Liebster Herr Jesu, wo bleibst du so lange vertont.
Wie schon der Titel des Schemmelischen Gesangbuchs verrät, besteht der Satz im Druck von 1736 lediglich aus Oberstimme und Basso continuo. Freilich lassen sich für einzelne Gesänge Parallelfassungen als vierstimmiger Choral nachweisen (BWV 483, 500), woraus man das Recht ableiten kann, alle Gesänge in vierstimmiger Form aufzuführen, wie es das Calmus-Ensemble tut.
Was den geistlichen Gehalt betrifft, gehören diese Lieder in den reichen Schatz der Erbauungs- und Andachtsgesänge jener Zeit. Sie sind – wie fast alles in Bachs geistlicher Musik – christologisch ausgerichtet: Jesus wird in fast jedem Lied direkt angesprochen. Er ist Herzensfreund und Tröster, das Jesulein der Weihnachtszeit und das Gotteslamm der Passion. Jedes Lied gleicht damit einem innigen Gebet zum Heiland.