Fantasy Sonata | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Arnold Bax

Fantasy Sonata

Fantasy Sonata für Viola und Harfe

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 3290

Satzbezeichnungen

Erläuterungen

2004
ARNOLD BAX
Sonate für Viola und Harfe

Arnold Bax beschwor in seiner Musik die keltischen Wurzeln Großbritanniens, in deren Bann er als 19jähriger durch Gedichte von Yeats geraten war. “Der Kelte in mir stand auf’, so beschrieb es der Komponist später und gestand, dass die Gedichte von Yeats ihm stets mehr bedeuteten als alle Musik der Jahrhunderte: “Ihm gehörte der Schlüssel, der meiner großäugigen Jugend das Tor zum Wunderland der Kelten aufschloss, und es war sein Finger, der mir den Weg zum Zauberberg wies.” Bax wurde zu einem begeisterten Irland-Besucher, widmete der grünen Insel und ihrer tragischen Geschichte zahlreiche seiner Kompositionen. Auch Wales, Cornwall und Schottland hat er besucht und besungen – in Werken mit Texten und solchen ohne Text wie in seinen sieben Symphonien und seinen Kammermusiken. Sein Ziel war es, wie er sich ausdrückte, “im Widerspiel zwischen Traum und Realität dem Traum zu folgen” – einem Traum von der großen, keltischen Vergangenheit seiner Heimat.

Aus diesem Hang zu allem Keltischen erklärt sich Bax’ Vorliebe für die Harfe. Allein sieben Kammermusikstücke hat er ihr gewidmet, einem Instrument, das in der Kammermusik vor 1900 kaum vorkommt. Für Bax war die Harfe ein keltisches Symbol. Nicht nur stammten die Harfenisten am englischen Königshof aus Wales oder Irland. Auch ihr Instrument war ein keltisches – die walisische Harfe -, und als ihre Urahnen galten die fahrenden Sänger des Mittelalters, die Barden, die auf der Harfe ihren eigenen Gesang begleiteten – wie der Harfner in Goethes Wilhelm Meister.

In der hier gespielten Sonata von Bax gesellt sich zur Harfe die Viola. Sie ist gewissermaßen die verzauberte Stimme des Barden, der sich anschickt, eine keltische Saga zu erzählen. In der Epoche von Bax gewann das Bratschenspiel in England durch einen einzigen Spieler, Lionel Tertis, überragende Bedeutung. Bax komponierte für ihn zwei Bratschensonaten, die zweite mit Harfenbegleitung. Beiden Instrumenten wird technisch Erhebliches abverlangt, doch stets im Dienste der träumerischen Vision, die Bax vorschwebte.

Das Werk besteht aus den vier traditionellen Sätzen einer Sonate – Allegro, Scherzo, langsamer Satz und Finale -, sie gehen jedoch ohne Pausen ineinander über. Wie schon angedeutet sollte man sich beim Hören am besten einen Barden vorstellen, der ein episches Gedicht aus der großen schottischen oder irischen Vergangenheit vorträgt. Während Bax 1927 diese Sonate schrieb, arbeitete er zugleich an seiner “Ersten nordischen Ballade” über das Leben im schottischen Hochland vor dem letzten Aufstand gegen die Engländer 1745. Etwas von der Stimmung dieses Hochlandidylls findet sich im langsamen Satz der Bratschensonate, während das Finale auf ein “barbarisches und kriegerisches Ende der Geschichte hinweist” (Edwin Evans). Unschwer ließe sich daraus das blutige Gemetzel der Schlacht von Culloden heraushören, bei der die Engländer die Krieger der schottischen Clans gnadenlos abschlachteten.

Trotz dieses martialischen Schlusses bestätigt die überaus klangschöne Sonate, was Edwin Evans bereits 1929 über Arnold Bax schrieb: “Er ist in gewisser Hinsicht der musikalischste aller englischen Koniponisten unserer Zeit, denn nicht nur fließt die Musik wie ein breiter Strom aus seiner Fantasie, sondern sie verrät – trotz aller Unterschiede in Stimmung und Gehalt der Stücke – einen subtilen Schönheitssinn, der für Bax zweite Natur ist.”