Introduktion und Variationen über „Dal tuo stellato soglio“ aus Rossinis Moisè
Werkverzeichnisnummer: 3279
2003
NICCOLÒ PAGANINI
Moisè-Variationen
Niccolò Paganinis Geigenspiel war der Inbegriff romantischen Virtuosentums: rasant bis zur Raserei, betörend bis zur Hexerei. So suchte das Publikum – dem Zeugnis Franz Liszts zufolge – nach übernatürlichen Erklärungen für seine Virtuosität. Man glaubte, dass „jene vierte Saite, der er so zauberische Weisen entlockte, der Darm eines Weibes sei, das er eigenhändig erwürgt habe“. Robert Schumann beschrieb, wie planvoll Paganini Massenhysterie erzeugte: „Als ich diesen zuerst hören sollte, meinte ich, er würde mit einem nie dagewesenen Ton anfangen. Dann begann er und so dünn, so klein! Wie er nun locker, kaum sichtbar seine Magnetketten in die Massen wirft, so schwankten diese herüber und hienüber. Nun werden die Ringe wunderbarer, verschlungener; die Menschen drängten sich enger; nun schnürte er immer fester an, bis sie nach und nach wie zu einem einzigen zusammengeschmolzen, dem Meister sich gleichwiegend gegenüberstellen.“
Für die ersten dieser magischen Konzertauftritte in Rom, Neapel und Palermo legte sich Paganini 1819 einen Vorrat von Konzert-Variationen zu, in denen er konsequent auf die Magie eines anderen Italieners baute: auf die Opernthemen Rossinis. In diese Serie gehören auch Introduktion und Variationen über „Dal tuo stellato soglio“ aus dem Moisè. Über Paganinis Kompositionstalent, wie es sich hier bekundet, gingen die Meinungen freilich auseinander. Schumanns Urteil war salomonisch: „Paganini selbst soll sein Compositionstalent höher anschlagen als sein eminentes Virtuosengenie. Kann man auch, wenigstens bis jetzt, hierin nicht vollkommen einstimmen, so zeigt sich doch in seinen Compositionen und namentlich in den Violincapricen… viel demanthaltiges.“