Trio "Hommage à Brahms" | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

György Ligeti

Trio "Hommage à Brahms"

Trio “Hommage à Brahms” für Violine, Horn und Klavier

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 3262

Satzbezeichnungen

1. Andantino con tenerezza

2. Vivacissimo molto ritmico

3. Alla marcia. Energico, con slancio, ben ritmato

4. Lamento. Adagio

Erläuterungen

2003
GYÖRGY LIGETI
Trio (Hommage à Brahms)

21 Jahre ist György Ligetis Trio alt und gilt schon als Klassiker des Kammermusik-Repertoires. Dieser Erfolg rührt von einer besonderen Konstellation her: Ein Komponist, der als strenger Materialökonom und Klangmagier zugleich gilt, wandte sich einer erzromantischen Besetzung zu, die in einer glücklichen Stunde der Kammermusik geboren worden war: mit dem Trio Opus 40 von Johannes Brahms. Indem Ligeti an die romantische Klangaura dieses Modells anknüpfte, schuf er ein ausgesprochen farbiges, zugleich leicht zugängliches Stück neuer Kammermusik. Den Zusammenhang mit Brahms hat er in seiner Widmung Hommage à Brahms deutlich gemacht. Er prägte auch die Uraufführung des Trios im August 1982 in Hamburg-Bergedorf – im Vorgriff auf den 150. Geburtstag von Brahms, der im Mai 1833 in der Hansestadt zur Welt gekommen war.

Obwohl sich Ligeti damals selbst des “Konservativismus” bezichtigte und aus seiner Verehrung für das Brahmstrio keinen Hehl machte – nach seiner Meinung schwebe es “als unvergleichliches Beispiel dieser Kammermusik-Gattung im Himmel’-, hat er sich im Stil kaum auf den Romantiker bezogen:

“Mein Trio ist im späten 20. Jahrhundert entstanden und ist – in Konstruktion und Ausdruck – Musik unserer Zeit. “ Es beginnt mit einem Zitat nicht von Brahms, sondern von Beethoven. Es sind die Hornquinten vom Anfang der Klaviersonate “Les Adieux”, die Ligeti hier der Violine anvertraut und in charakteristischer Weise “verbogen” hat. Dieses verzerrte Quintenmotiv dient auch als Thema für das Lamento-Finale. Erweitert zur Fünf-Ton-Folge, wird es hier zum Thema einer Passacaglia, die sich langsam zu immer größerer Intensität steigert, dann aber abflaut und verklingend endet. Am Ende steigt das Horn in kaum mehr spielbare Tiefen hinab, Klavier und Violine in die Höhe hinauf.

Die beiden Binnensätze rufen die Genres Scherzo und Marsch ins Gedächtnis. Zum zweiten bemerkte Ligeti, er sei “ein polymetrischer Tanz, inspiriert durch verschiedene Volksmusiken von nicht existierenden Völkern, als ob Ungarn, Rumänien und der ganze Balkan irgendwo zwischen A frika und der Karibik liegen würden”. Die raffiniert verschobenen Rhythmen wünschte sich der Komponist “keck, spritzig, leicht, tänzerisch-schwebend”. Der dritte Satz, Alla Marcia, ironisiert das Genre durch holprig-stampfende Außenteile für Violine und Klavier, zu denen erst im Mittelteil das Horn tritt.