Sextuor pour Clarinettes, op. 128
Werkverzeichnisnummer: 3204
1. Assez vite
2. Animé
3. Très calme
4. Animé
2003
FLORENT SCHMITT
Sextuor pour Clarinettes
Florent Schmitt war ein Weggefährte des fünf Jahre jüngeren Maurice Ravel, mit dem er sich während des Studiums am Pariser Conservatoire anfreundete. Die beiden eigenwilligen Provinzler gehörten nicht zu den glänzendsten Studenten: erst nach mehreren Anläufen gelang es ihnen, den Prix de Rome zu gewinnen, das Rom-Stipendium des Konservatoriums, das zum dreijährigen Aufenthalt in der ewigen Stadt berechtigte. Florent Schmitt kam 1900 in die römische Villa Medici und nutzte die Zeit zu ausgiebigen Reisen durch halb Europa und den Orient. Auf diese Weise wurde aus dem Lothringer ein weltläufiger, polyglotter Künstler, der im Schatten seiner Freunde Ravel und Debussy ein ansehnliches und angesehenes Oeuvre voll pittoresker Züge schuf.
Wie hoch die Franzosen Florent Schmitt achteten, wurde 1936 auf drastische Weise offenbar: Damals setzte er sich mit 28 zu 4 Stimmen gegen Igor Strawinsky durch, um neues Mitglied der Académie française zu werden. Den noblen Impressionisten, der damals schon 65 Jahre zählte, zog man dem Neutöner Strawinsky vor.
Dass er noch weitere 20 Jahre lang rastlos komponieren würde, konnte keiner ahnen. Schmitts Spätwerke aus den 1950er Jahren sind eigenartig poetische Gebilde, Zeugnisse der längst versunkenen Epoche des Impressionismus. Zu ihnen gehört das Sextuor pour clarinettes aus dem Jahre 1953. In den vier knappen Sätzen des 11-Minuten-Stückes hat Schmitt wesentliche Momente impressionistischer Ästhetik vereint: Motive von aphoristischer Kürze, die in Dynamik und Tempo ständig changieren, verwandeln den Kopfsatz in eine Musik der knappen Gesten. Der zweite Satz fungiert als sanftes Scherzo, der dritte als lyrisches Intermezzo über eine träumerische Sarabandenmelodie, das Finale steht im reizvoll asymmetrischen 5/4-Takt.