Quartett G-Dur für 2 Flöten, Viola und Basso, op. 19,3
Werkverzeichnisnummer: 3152
1. Allegro
2. Andantino
3. Rondo. Allegretto
2003
JOHANN CHRISTIAN BACH
Quartett G-Dur, op. 19,3
Auch der jüngste Sohn Johann Sebastians verbrachte unbeschwerte Stunden am Mannheimer Musenhof. Carl Theodor lud ihn 1771 nach Mannheim und Schwetzingen ein, erteilte ihm drei repräsentative Opernaufträge und machte Bach für kurze Zeit zum viel bewunderten Mittelpunkt des glänzenden Mannheimer Musiklebens. In ihrem filigranen Klang und der zarten, frühklassischen Melodik spiegeln seine Quartette aus dieser Zeit ganz die Atmosphäre des Mannheimer Musenhofs wider.
Sie wirken wie das klingende Pendant zur lichtdurchfluteten Schönheit des Schwetzinger Schlossparks.
In die Musikgeschichte ist er als der „Mailänder“ oder „Londoner Bach“ eingegangen. Als einziger Bach-Sohn verließ er Deutschland, ging nach Italien und wurde, nachdem er zum katholischen Glauben übergetreten war, 1760 Domorganist in Mailand. Da es für einen Kirchenmusiker des Rokoko durchaus nicht anrührig war, Opern zu schreiben, konnte er wenig später seine ersten Opernerfolge in Turin und Neapel feiern. Als Hauskomponist des King’s Theatre in London erreichte sein europäischer Ruhm den Höhepunkt. Kammermusik war für den Opernkomponisten und Symphoniker zwar nur ein Nebenschauplatz, aber ein einträglicher. Leopold Mozart jedenfalls stellte im Hinblick auf die galanten Trios, Quartette und Quintette des Komponisten fest: „Hat denn Bach in London jemals anderes als dergleichen Kleinigkeiten herausgegeben? Der gute Satz, il filo, unterscheidet den Könner vom Stümper.“ Zu diesen Kleinigkeiten, die Bach im Druck herausgab, gehören auch die Quartette, op. 19, für zwei Flöten, Bratsche und Bass, die 1780 in London veröffentlicht wurden.
2005
JOHANN CHRISTIAN BACH
Zwei Quartette
Den Anfang macht der jüngste Bachsohn, der zugleich der stilistisch fortschrittlichste war. Als der „Mailänder“ oder „Londoner Bach“ ist er in die Geschichte eingegangen. Während seine Halbbrüder Carl Philipp und Friedemann in der gestrengen Weimarer Stadtpfarrkirche die Kirchenbank drückten – vor ihnen diverse Luther-Porträts, hinter ihnen die Orgelklänge ihres Onkels Johann Gottfried Walther – waren die Jugendeindrücke Christians vom mondän-galanten Leipzig der frühen 1740er Jahre geprägt – eine ganz andere Welt. Es verwundert nicht, dass er als einziger Bach-Sohn das Weite suchte, Deutschland verließ und nach Italien ging. Dort wurde er – immerhin ein Bach – zuerst Katholik und dann Domorganist in Mailand. Da es für einen Kirchenmusiker in Italien durchaus nicht anrührig war, Opern zu schreiben, konnte er wenig später seine ersten Opernerfolge in Turin und Neapel feiern.
Im Norden war man über die Karrieren junger Opernkomponisten in Italien dank der örtlichen Gesandtschaften bestens unterrichtet, und so ließ eine Einladung nach London nicht lange auf sich warten. Zunächst nur Haus-Arrangeur des King’s Theatre, wurde Bach bald der führende Opernmaestro der Metropole, was ihm wiederum Opernaufträge aus Mannheim und Paris eintrug. Dank des väterlichen Unterrichts am Cembalo wurde er zugleich Musikmeister der englischen Königin und – zusammen mit dem deutschen Gambisten Abel – ein höchst erfolgreicher Konzertunternehmer, der den Profit aus seinen beliebten Sinfonien selbst verbuchen konnte. Nicht nur als Meister der Opera seria, sondern auch in dieser Eigenschaft als Unternehmer- und Solisten-Persönlichkeit war er der eigentliche Nachfolger Händels in London.
Obwohl seine letzten Lebensjahre von schwindendem Ruhm überschattet waren, blieb seine Musik auch über seinen frühen Tod hinaus populär. Heute dagegen spielt Bach kaum eine Rolle im Konzertleben. Dabei führt sein Stil unmittelbar zu dem eines viel berühmteren Kollegen, nämlich zu Mozart. Seit seinem Londoner Aufenthalt 1764/65 war der Salzburger ein glühender Bewunderer Bachs, was sich auch in seinen späteren Werken immer wieder an Themenzitaten zeigt. Beide Komponisten fühlten sich wahlverwandt in dem Ringen um einen Stil, der den „gründlichen Satz“ der Deutschen mit der Melodie der Italiener verband. Bach ist diese Synthese in seinen gedruckten Werken auf bezaubernde Weise geglückt, wie selbst Leopold Mozart zugeben musste: „Hat denn Bach in London jemals anderes als dergleichen Kleinigkeiten herausgegeben- Der gute Satz, il filo, unterscheidet den Könner vom Stümper.“
Zu den „Kleinigkeiten“, die Bach in London herausgab, gehören die vier Quartette seines Opus 19, 1780 gedruckt. Zwei von ihnen weisen die seltene Besetzung aus zwei Flöten, Viola und Cello auf, der „John Bach“ eine mitunter fast sinfonische Klangfülle entlockte. In dreisätziger Sonatenform, anmutig und in den Satzcharakteren Mozart vorwegnehmend kommen diese Stücke daher mithin so „unbachisch“ wie nur möglich.