“Der Gesang des schwarzen Schwanes”
Werkverzeichnisnummer: 3139
Assoziationen mit dem Schwan haben beim Cello offenbar immer nahegelegen, insbesondere dann, wenn der majestätisch-leuchetnde Ton des Instruments in langen Melodiebögen auf den Klangwogen der Harfe dahingleitet. Eben dieses Bild mag Camille Saint-Saëns im Kopf gehabt haben, als er den Satz “Der Schwan” in seinem “Karneval der Tiere” schrieb. Das ursprünglich als Parodie auf seine Kollegen Berlioz, Offenbach und Rossini gedachte Werk ist längst zu einem Klassikschlager geworden, ein parfürmiertes Salonstück aus dem Paris der 1880er Jahre. In eine ganz andere Weltgegend führt der “Der Gesang des schwarzen Schwans” von Heitor Villa-Lobos. Der brasilianische Komponist, der selbst Cellist war, hulidgte in diesem Stück wie so oft den indianischen Mythen seiner Heimat. Der in Rio Geborene, aus vornehmem Hause stammend, hatte das Straßenleben seiner Bestimmung zum Mediziner vorgezogen. Zwischen 18 und 25 führte er ein unstetes Wanderleben in den entlegensten Teilen Brasiliens, wo er Volksmelodien sammelte, aber auch – nach eigenen Angaben – Kannibalen in die Hände fiel, die ihn nur wegen der Schönheit seines Spiels verschonten. Nach seinem kompositorischen Durchbruch 1915 stieg er bis 1922 (Sinfonie über den 1. Weltkrieg) zu einem der gefeiertsten und umstrittensten Künstler Brasiliens auf. 1923-30 lebte er in Paris, wo seine Musik in Avantgarde-Kreisen zur Sensation wurde; nach der Rückkehr in die Heimat reorganisierte er das brasilianische Musikleben von Grund auf (1942 Gründung des Konservatoriums, 1945 der Musikakademie in Rio). Villa-Lobos war einer der fruchtbarsten Komponisten unseres Jahrhunderts: je nach Art der Zählung schrieb er 800 bis 2000 Werke,