Sechs Lieder für Chor, op. 48 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Felix Mendelssohn-Bartholdy

Sechs Lieder für Chor, op. 48

Sechs Lieder für gemischten Chor, im Freien zu singen, op. 48

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 3115

Satzbezeichnungen

1. Frühlingsahnung

2. Die Primel

3. Frühlingsfeier

4. Lerchengesang (Kanon)

5. Morgengebet

6. Herbstlied

Erläuterungen

2003
FELIX MENDELSSOHN
6 Gesänge “Im Freien zu Singen “, Opus 48 und Opus 59

Felix Mendelssohn Bartholdy schuf eine Vielzahl von geistlichen und weltlichen Chorwerken. Seine weltlichen Chorwerke wurden teilweise so populär – man denke an“0 Täler weit, 0 Höhen” (Abschied vom Walde, op. 59, Nr. 3) oder “Wem Gott will rechte Gunst erweisen” (Der frohe Wandersmann, op. 75, Nr. 1) – dass diese heute als echte Volkslieder gelten. Für die Kritiker wiederum galt die auf Volksliedhaftes beruhende Popularität seiner Lieder als unvereinbar mit kompositorischer Qualität. Mit Schlagworten wie Trivialisierung und Sentimentalität wurde sie herabgewürdigt. Heute sind Mendelssohns Chorlieder in der Musikwissenschaft “als Konzentration und Verdichtung einer seiner sehr reifen Tonsprache” anerkannt.

Als Kompositionsschüler von Carl Friedrich Zelter kam Mendelssohn mit der “zweiten Berliner Liederschule” in Kontakt, zu der neben Zelter auch Ludwig Berger (der auch mit zahlreichen Liedkompositionen hervortrat), Johann Friedrich Reichardt und der Berliner Liedkomponist Bernhard Klein gezählt werden. Die Ästhetik der “Zweiten Berliner Liederschule” zeichnete sich vor allem durch einfache Formanlage (varnerte strophische Gestaltung) und durch unkomplizierte, sangbare Melodik aus. Ihr Ideal war die kunstvolle Simplizität. Das Erfassen eines Gedichtes durch eine charakterisierende Stimmung war ihr Ziel, um die beabsichtigte “Einheit des Gesanges” zu gewährleisten. Mendelssohn zeigt sich durch diese Grundregeln beeinflusse.

Seine A-Cappella-Chöre “lm Freien zu singen” zeichnen Stimmungsbilder nach, die inhaltlich hauptsächlich dem Kontext Natur zugehören. Mendelssohn selbst veröffentlichte davon drei Zyklen zu je sechs Liedern: Opus 41 (1834), Opus 48 (1839) und Opus 59 (1837-1843) – zehn nachgelassene Lieder wurden posthum unter den Opuszahlen 88 und 1 00 veröffentlicht.

Die Lieder für vier gemischte Stimmen sind bei ihrer scheinbar schlichten Volkstümlichkeit vor allem vielschichtiger Ausdruck romantischen Lebensgefühls. Sie entstanden in den Sommermonaten, die Mendelssohn “entspannt” mit der Familie in Frankfurt oder auf dem Weingut seines Onkels in Horchheim verbrachte. Die Phantasie der Lieder entzündete sich wie bei den meisten romantischen Komponisten an der Poesie Eichendorffs, Ulilands oder Goethes. Um in seinen Chören den Charakter heiterer Sehnsüchte zu bewahren, hält sich Mendelssohn jedoch nicht immer streng an die Vorgabe durch die Dichtung. Durch die Anweisung “lm Freien zu singen” wird die Natur und die Musik in Beziehung zueinander gesetzt. Die Gesänge thematisieren den Frühling und die Natur. Die zumeist strophische Form der Gedichte erweitert Mendelssohn musikalisch oft um eine Coda. Daneben gibt es auch komplexere, durchkomponierte Formen. Das einfache Strophenlied, wie Opus 59 Nr. 3 “Abschied vom Walde”, ist eher die Ausnahme. Hier verleiht die imitative Stimmenauffächerung der dritten Verszeile dem Lied den romantischen Zauber.