Trio | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Isang Yun

Trio

Trio für Klarinette, Horn und Fagott (1992)

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 3103

Satzbezeichnungen

Erläuterungen

2003
ISANG YUN
Trio für Klarinette, Horn, Fagott

“Er ist ungestüm, aber zugleich wie das kristallklare Wasser eines anmutig dahinfließenden Gebirgsbaches. Dort (in Korea) fällt kein dunkler Schatten (wie bei Japanern so häufig)”, schrieb der Japaner Toru Takemistu über seinen bewunderten koreanischen Kollegen Isang Yun. Der 1995 verstorbene koreanisch-deutsche Komponist wurde im Westen zuerst als politisch Verfolgter bekannt. Nachdem ihn bereits die Japaner als koreanischen Freiheitskämpfer im Zweiten Weltkrieg gefoltert hatten, wurde der mittlerweile in Berlin Lebende 1967 durch den südkoreanischen Geheimdienst nach Seoul verschleppt und dort der Spionage für Nord-Korea angeklagt. Im Gefängnis musste er erneut die Folter ertragen, und nur die massive Intervention der Musikwelt konnte verhindern, dass die lebenslange Freiheitsstrafe, zu der er verurteilt worden war, vollstreckt wurde. Seit 1969 lebte Yun wieder in Berlin und erwarb 1971 die deutsche Staatsangehörigkeit. Er lehrte in Hannover sowie 1970-85 an der Berliner Hochschule der Künste. Im Mai 1993, zwei Jahre vor seinem Tod, war er bei einem Parlando-Abend in der Villa Musica zu Gast.
Das Trio für Klarinette, Horn und Fagott komponierte Yun 1992 für Ulf Rodenhäuser und seine Kollegen Marieluise Neunecker und Klaus Thunemann vom Ensemble Villa Musica. Die Uraufführung fand am 3. Oktober 1992 im NDR-Sendesaal Hannover statt. Mit den seltsam statischen, dann wieder ornamental aufgefächerten Klängen dieses Trios gelangt der Hörer in eine ganz andere Welt von Bläserklang, als sie in Europa herrscht. In der chinesisch-koreanischen Hofmusik, auf deren Traditionen sich Yun besann, gelten außerordentlich differenzierte Formen der Klangerzeugung und Klangfarben, die sich vom Naturlaut und dem Material der Instrumente herleiten. Zugleich folgt die Musik anderen Vorstellungen von Verlauf, wie Yun selbst es beschrieb: “Für das europäische Publikum hat Musik selbstverständlich eine formale Struktur. Die asiatische Musik strömt, sie kommt aus sich selbst und bleibt sich immer gleich. Deshalb habe ich meine Musik als Bewegtheit in der Unbewegtheit definiert. Wenn Sie asiatische Musik hören, so erklingt zwei, drei Stunden lang immer dasselbe. Erst wenn man genau beobachtet, stellt man fest, daß es nie genau dasselbe ist. Immer wird etwas differenziert, verändert.”