Sonate F-Dur, KV 497
Werkverzeichnisnummer: 3096
1. Adagio – Allegro di molto
2. Andante
3. Allegro
2003
W. A. MOZART
Sonate F-Dur, KV497
Mit etwas übertriebener Ausschließlichkeit hat Leopold Mozart für seinen Sohn Wolfgang in Anspruch genommen, die erste Sonate für Klavier zu vier Händen geschrieben zu haben ? 1765 in London. Dass diese Sonate in C, KV 19d, gewissermaßen auf dem Schoß von Johann Christian Bach entstand, dem Londoner Freund und Mentor des kleinen Mozart, und dass es in Wahrheit dieser Bachsohn und der englische Musikgelehrte Charles Burney waren, die die ersten Sonaten “à quatre mains” veröffentlichten, hat Vater Mozart verschwiegen. Dennoch darf man Mozart getrost zu den “Erfindern” der Klaviersonate zu vier Händen zählen.
Auch späterhin spielte Mozart oft und gerne Sonaten “auf 4 Hände”, wie er im Österreichisch seiner Zeit sagte, zunächst mit seiner Schwester Nannerl, dann mit seinen Schülerinnen in Wien. Im “Clavierland” Wien konnte er sich das Duospiel beim Unterrichten der mehr oder weniger fleißigen Elevinnen aus Wiens höheren Kreisen pädagogisch zunutze machen. Die beiden Wiener Sonaten in F und C, KV 497 und 521, kamen jedoch, wenn überhaupt, nur für die besten Schülerinnen in Frage. Mozart komponierte sie im August 1786 bzw. im Mai 1787, in der glücklichen Zeit zwischen Le nozze di Figaro und Don Giovanni. Musikalisch stehen sie auf einer Höhe mit den beiden Drammi giocosi, obwohl sie fürs private Musizieren gedacht waren. Wahrscheinlich nahm Mozart sie mit in sein damaliges Wiener Lieblingsdomizil, das Haus des Botanikprofessors von Jacquin. Des Professors lebenslustige Kinder Gottfried und Franziska lockten den Komponisten nicht nur mit Billard und Conversation in ihr Haus, sondern entlockten ihm auch so manches Werk. Bei Gottfried, dem Bariton und Liebhaber des schönen Geschlechts, ging es dabei eher um Arien und Notturni, bei Franziska, der glänzenden Pianistin, um Kammermusik mit Klavier wie das “Kegelstatt-Trio”. Möglicherweise war es Franziska, für die Mozart damals seine beiden großen Wiener Sonaten zu vier Händen schrieb. Mit Sicherheit hat er sie mit ihr gespielt. Eine andere mögliche Adressatin war Mozarts Lieblingsschülerin Babette Ployer, deren Vater in der vornehmen Vorstadt Döbling ein Landhaus mit Konzertsaal besaß, wo Mozart und Babette des öfteren auftraten.
Die F-Dur-Sonate, KV 497, ist Mozarts bedeutendstes Werk für Klavier zu vier Händen und seine anspruchsvollste Klaviersonate neben der c-Moll-Sonate, KV 457. Als einzige seiner Klaviersonaten hat sie eine langsame Einleitung, was ihr gewissermaßen sinfonischen Anstrich gibt. Tatsächlich verweist die Einleitung mit dynamischen Nuancen bis hin zum Pianissimo auf die wenig später entstandene Prager Sinfonie, KV 504. Das gleiche gilt für das folgende Allegro di molto. Sein Hauptthema beginnt wie das der Sinfonie harmonisch offen und bewegt sich mithilfe des Kontrapunktes fort. Darauf antwortet im Seitenthema eine unschuldige Melodie, die wie in KV 504 sofort in Moll wiederholt wird. Überhaupt spielt die Mollschattierung im weiten harmonischen Radius dieses Satzes eine wichtige Rolle ? Vorahnungen des Don Giovanni. Im Andante-Mittelsatz hat Mozart die Romanzenmelodie aus seinem Hornkonzert KV 495 aufgegriffen und zu einem Impromptu voller frühromantischer Stimmungen verarbeitet. Das abschließende Allegro ist unter seinen zahlreichen Finali im 6/8-Takt das rhythmisch vetrackteste und kontrapunktischste. Eine Fülle feinster Verzierungen lassen den Satz zu einem wahren Fingersatz-Parcours werden.