"Interférences" | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Roger Boutry

"Interférences"

“Interférences” für Fagott und Klavier (1972)

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 3080

Satzbezeichnungen

Allegro – Meno mosso – Allegro con fuoco

Erläuterungen

2002
ROGER BOUTRY
Interférences (1972)

Nach dem einleitenden Trio spaltet sich die Besetzung in zwei Duos auf. Die beiden Stücke für Fagott bzw. Klarinette und Klavier wurden wie die Fantasie von Villa-Lobos in Paris geschrieben.

Wer in den 1950er Jahren in Paris Komposition studierte, kam an einem Namen nicht vorbei: Nadia Boulanger. Die Schwester der früh verstorbenen Komponistin Lili Boulanger, die selbst bei Fauré und Widor studiert hatte, ihre Komponistenkarriere jedoch zugunsten des Unterrichts aufgab, war eine Institution des französischen Musiklebens. Neben Amerikanern wie Barber, Copland oder Carter gehörten auch viele Franzosen zu ihren Schülern, so Jean Françaix.

Auch der heute 70jährige Roger Boutry war in den 50er Jahren Boulanger-Schüler. Daneben gehörten Marguerite Long und Tony Aubin zu seinen Lehrern am Pariser Conservatoire. Nachdem er 1954 den traditionsreichen Rompreis des Conservatoire, den Prix de Rome, gewonnen hatte, machte er gleichermaßen als Dirigent, Pianist, Komponist und Lehrer Karriere.

Er wirkte als langjähriger Dirigent der Garde Republicaine, war ein virtuoser Pianist mit ungewöhnlich breitem Repertoire, unterrichtete Harmonielehre am Conservatoire und schrieb Werke in den unterschiedlichsten Genres. Seine Kammermusik umfasst Violinsonaten, Streicherwerke und vor allem Stücke für Bläser. Wie Debussys Rhapsodie sind auch sie in enger Zusammenarbeit mit den Bläser-Professoren des Conservatoire entstanden.

1972 schrieb Boutry für den Fagott-Professor Maurice Allard das Stück Interférences I für Fagott und Klavier. Mit ca. 7 Minuten Spieldauer und in rhapsodisch freier, dreiteiliger Form stellt es die “Interferenzen” zwischen dem massiven Klavierklang und den Melodielinien des Fagotts dar. Dreh- und Angelpunkt des Stückes ist das synkopische Anfangsmotiv des Klaviers. Freie Kadenzen des Fagotts unterbrechen immer wieder den Zusammenhang, der nach einem ruhigeren Mittelteil in einem “feurigen Allegro” gipfelt. Wie in Debussys Klarinettenrhapsodie steht auch hier die Wendigkeit und Schattierungskunst des Bläsers bzw. der Bläserin im Vordergrund.