Streichquartett Nr. 6 Es-Dur (1945)
Werkverzeichnisnummer: 3052
1. Schnell
2. Ruhig, scherzando
3. Langsam
4. Kanon. mäßig schnell, heiter
2002
PAUL H[NDEMITH
Streichquartett Nr. 6 Es-Dur
Paul Hindemith hat offiziell sechs Streichquartette geschrieben – wie Belá Bartók. Ein siebtes, sozusagen das “Nullte”, liegt noch vor dieser Serie. Ihre Entstehungszeit erstreckt sich über 30 Jahre, von 1915 bis 1945. Vom unbeschwerten Erstling des 20jährigen über die mittleren Quartette des Bratschers im Amar-Quartett bis zu den letzten beiden “amerikanischen” Quartetten war es ein weiter Weg der stilistischen Entwicklung. So unbefangen und spielerisch Hindemith zunächst an das Genre heranging (Quartett von 1915 und Nr. 1 von 1919), so neutönend und kompromisslos hat er seine Möglichkeiten in den drei Werken für das Amar-Quartett von 1921-23 ausgeschöpft (Nr. 2-4). Die beiden letzten Quartette, 1943 und 1945 im amerikanischen Exil entstanden und vom Budapester Streichquartett in Washington D.C. uraufgeführt, wirken dagegen wie ein abgeklärter Epilog.
Mit kaum 15 Minuten Spieldauer ist das 6. Quartett das kürzeste. Man könnte es ein Divertimento nennen, so leicht und heiter geben sich seine vier Sätze. Hindemith schrieb es für seine hausmusikalischen Quartettabende, bei denen er selbst die Bratsche, seine Frau das Cello und zwei junge Musikerinnen die beiden Geigenstimmen spielten. Entsprechend überschaubar sind die technischen Anforderungen. Der Stil ist von glasklaren Formen und kontrapunktischer Meisterschaft geprägt wie in vielen seiner Spätwerke. Der erste Satz verarbeitet zwei lyrische Themen in zweiteiliger Sonatinenform ohne Durchführung. Das Scherzo an zweiter Stelle ist ein graziöser Tanzsatz in gemächlichem Tempo. Als Höhepunkt des Werkes gilt der dritte Satz, in dem eine langsame Introduktion ein dreiteiliges Allegro einleitet. Das Finale benutzt verschiedene Gattungen des Kanons zu einem hintergründig-witzigen Spiel.