Duo nach der Oper “Die schöne Lau” für Klarinette und Klavier
Werkverzeichnisnummer: 3005
1. Erscheinung
2. Lied der Nymphe
3. Traumerzählung
4. Gebet
5. Finale
Nicht alle Komponisten konnten sich der Fürsprache großer Interpreten so nachhaltig versichern wie Brahms oder Mendelssohn. Peter Michael Braun, der am 2. Dezember dieses Jahres seinen 65. Geburstag feiern wird, lebt seit 1981 in der Pfalz. Der Kompositionsprofessor in Mannheim und renommierte Komponist wurde vom Land Rheinland-Pfalz gefördert und mit Kompositionsaufträgen bedacht. Dass er dennoch im Hintergrund des Musikgeschehens blieb, hat teils die ablehnende Haltung einzelner Interpreten bewirkt, teils die Stellung eines von der Avantgarde zur Dur-Moll-Tonalität “Bekehrten”.
Lassen wir das Leben des Komponisten in den Worten seines eigenen “kurzen Lebenslaufs” Revue passieren: “Peter Michael Braun wurde am 2. Dezember 1936 in Wuppertal-Barmen als Sohn eines musikliebenden Diplomingenieurs und einer ehemaligen Sozialarbeiterin geboren. Er besuchte nach dem überwiegend im Ruhrgebiet erlebten Zweiten Weltkrieg in Dortmund das Humboldt-Gymnasium bis zum Abitur und gleichzeitig das Städtische Konservatorium, entfaltete autodidaktisch eine kompositorische Tätigkeit. Sodann studierte er Schulmusik, Komposition, Dirigieren und Elektronische Musik an den Staatlichen Hochschulen in Köln und Detmold u.a. bei Frank Martin, Bernd Alois Zimmermann, Giselher Klebe, Wolfgang von der Nahmer und Herbert Eimert. Seit 1958 besuchte er wiederholt die Internationalen Ferienkurse für Neue Musik Darmstadt, empfing Eindrücke besonders von John Cage, Luigi Nono und Karlheinz Stockhausen. Es kam zu Aufführungen seiner Musik in Köln, Bilthoven/Holland und Darmstadt, nach Jahren der Zurückgezogenheit dann verstärkt im In- und Ausland, an Brennpunken wie Donaueschingen, Warschau, Witten und bei Weltmusikfesten der IGNM.
Zu den Preisen und Auszeichnungen, die ihm zuteil wurden, gehören das Jahresstipendium der Stadt Köln, Aufenthalte in der Villa Massimo Rom und der Cité Internationale des Arts Paris und viele Kompositionsaufträge bis hin zur Oper.
Schon früh erwachte das Bewusstsein der Probleme des musikalischen Fortschritts in diesem Jahrhundert, das zu einer umfassenden Beschäftigung mit psychologischen und philosophischen Zusammenhängen führte. Das Schaffen des Musikwissenschaftlers Martin Vogel gab den Anstoß, die Arbeit seit den 70er-Jahren überwiegend harmonikal zu orientieren, d.h. nach Prinzipien einer universalen Ordnung, die Tonbeziehungen Symbolcharakter verleiht. Dies zeigte eine größere Nähe zu den Forschungen von C. G. Jung und Hans Kayser als zur musikalischen materialbezogenen Avantgarde und wirkte der Verbreitung des Schaffens von P. M. Braun zunächst mehr entgegen. Nach mehreren freiberuflichen Tätigkeiten auch in internationalen Bereich wurde er 1978 als Professor für Komposition und Theorie an die Musikhochschule Heidelberg-Mannheim berufen und hatte die Gelegenheit, seine Erfahrungen dort … weiterzugeben.”
Das Duo für Klarinette und Klavier geht auf Szenen aus der Oper Die schöne Lau zurück, die in den 80er-Jahren im Auftrag des Landes Rheinland-Pfalz entstand. Zur beabsichtigten Uraufführung ist es nicht gekommen, und so suchte der Komponist nach einer Gelegenheit, den Hörern wenigstens Teile seines Bühnenwerkes zugänglich zu machen. Das Duo für Klarinette und Klavier nach Szenen der Oper wird in Nastätten uraufgeführt und am kommenden Sonntag in der Musikakademie Rheinsberg wiederholt. Die Einstudierung besorgte Brauns Kollege Volker David Kirchner.
Zum Inhalt der Oper und des Duos bemerkte der Komponist: “Zunächst hatten mich beim Durchblättern dieses alten Mörike-Bandes die stimmungsvollen Zeichnungen des Malers (L. Schwind) angesprochen. Später fesselten mich die atemlose Fluß des Geschehens, die ganz eigene Sprache, die jugendstilhafte Fülle der Assoziationen… Es war ein musikalisches Konzept zu entwickeln, das einerseits dem volkstümlichen Charakter des Märchens, andererseits der hohen Sprachkunst Mörikes gerecht wurde.” Die fünf Szenen enthalten im einzelnen: die Erscheinung der Nixe Lau aus einem Brunnenschacht; die Verliebtheit des Burschen Xaver, den sie von der Liebe zu heilen versucht, indem sie ihn mit sich in den Blautopf nimmt (Lied der Nymphe); eine Traumerzählung der Lau, die bei den Menschen das Lachen lernt; die Ankunft des Donau-Nix in einer Überschwemmung (Gebet); und das glückliche Finale der zum Lachen bekehrten Nixe.