„Der Weg“ für Klarinette, Violine und Klavier (2002)
Werkverzeichnisnummer: 3002
2003
Ayaka Yoshikiyo wurde 1977 in Hiroshima geboren. Sie studierte 1996 bis 2001 Komposition an der Toho-Gakuen-Hochschule für Musik in Tokio, seitdem bei Hans-Jürgen von Bose an der Musikhochschule München. Außerdem nahm sie Kompositionsstunden bei Franco Donatoni (1998 in Tokio) und bei Wolfgang Rihm (2000 bei der Internationalen Sommerakademie Salzburg).
DAS PREISTRÄGERSTÜCK
Im Rahmen der heutigen Preisverleihung wird das Trio der Weg von Ayaka Yoshikiyo uraufgeführt. Es spielen die Villa Musica-Stipendiaten Tim Kieselhofer (Klarinette) und Karina Buschinger (Violine) sowie die ehemalige Stipendiatin Babette Dorn (Klavier) vom Trio Magonza.
Die Komponistin verfasste zu ihrem Werk eine lakonisch kurze Einführung: „Mein Stück „der Weg“ besteht aus mehreren verschiedenen Teilen. Alle Teile haben eine eigene Farbe und sind durch eine Melodie, die am Anfang vorgestellt wird, wie ein Mosaik verbunden. In ihren Grenzen vermischen sich die Farben und verändern sich nach und nach zur jeweils neuen Farbe. In diesem Wechsel der Farben zeigt die Melodie immer die Richtung der Musik auf: wie einen Weg.“
Was Yoshikiyo als Melodie bezeichnet, ist der zweistimmige Kontrapunkt zwischen Klarinette und Geige zu Beginn, eine breite Legatophrase aus übergebundenen Noten, ruhigen Achteln und chromatischen Triolenmotiven. Sie strebt aus dem Pianissimo einem sanften Höhepunkt im Mezzoforte zu und verklingt am Ende wieder. Die neue Farbe des folgenden Teils, der LeggieroKlang des Klaviers, mischt sich mit Fragmenten der Melodie, bis sie im Klavier zweistimmig wie am Anfang wiederkehrt.
Eine neue Farbmischung kündigt den nächsten Abschnitt an: Schrille Aufgeregtheit, grelle, schreiende Farben schrecken den ruhigen Duktus der Melodie auf. Geige und Klarinette liefern sich Triolengefechte im Fortissimo, bis alle drei Instrumente in wilde Agitato-Raserei ausbrechen. Ein langes Duett zwischen Geige und Klarinette bildet den vierten Teil. Er gipfelt beim Wiedereinsatz des Klaviers in schreienden Vierteltondissonanzen auf penetrant wiederholten hohen Tönen im dreifachen Forte. Die Melodie kreist in höchster Klarinettenlage um Viertel- und Halbtöne, bis das vierfache Forte erreicht ist. Dann lässt die Intensität allmählich nach.
Fragmente der wirren Bewegung bestimmen den vorletzten Abschnitt, der mit einem Klaviersolo endet. Eine absteigende Geigenphrase im Pizzicato leitet zur Reprise des Anfangs zurück. Der Kreis des Stückes schließt sich, die Musiker sind am Ziel des Wegs angekommen.