Sonate a-Moll für Arpeggione bzw. Cello und Klavier, D 821
Werkverzeichnisnummer: 2997
1. Allegro moderato
2. Adagio
3. Allegretto
Franz Schuberts sogenannte “Arpeggione-Sonate” verdankt ihren eigenartigen Namen einem heute vergessenen Instrument, das man in Wien seinerzeit als “Bogen-Guitarre” oder “Guitarre-Violoncell” bezeichnete. Es war eine Erfindung des Wiener Instrumentenbauers Staufer und dank der Beflissenheit des Arpeggionisten Vinzenz Schuster im Wien der 1820er Jahre durchaus populär. Schuster, dem führenden Virtuosen auf dem Instrument, widmete Schubert seine Sonate. Sie entstand im März 1824, in einem an Kammermusik besonders reichen Frühjahr – neben dem Oktett, D 803, dem d-Moll-Quartett “Der Tod und das Mädchen”, D 810, und den Flötenvarationen, D 802.
Der Arpeggione hatte sechs Saiten in Gitarrenstimmung mit Bünden, wurde aber “nicht mit den Fingern gegriffen, sondern mittelst eines Bogens gestrichen” und war “an Schönheit, Fülle und Lieblichkeit des Tones in der Höhe der Hoboe, in der Tiefe dem Bassetthorne ähnlich”, wie ein zeitgenössischer Kritiker bemerkte. Freilich: hätte Schubert nicht im März 1824 dafür seine berühmte Sonate geschrieben, der Arpeggione wäre – ähnlich verwandten Streichinstrumenten wie Viola pomposa oder Baryton – längst vergessen. Zusammen mit der Musikkultur des Wiener Biedermeier, dessen Idealen sein Klang huldigte, verschwand das Instrument in der Versenkung der Instrumentengeschichte. Statt seiner wird die Streicherstimme der Sonate heute im allgemeinen auf dem Cello oder der Bratsche ausgeführt. Als das Werk 1871, also fast 50 Jahre nach seiner Entstehung (!) endlich im Druck erschien, wurde sie bereits mit alternativen Stimmen für Violine oder Violoncello veröffentlicht.
Unsere Version ist die Cellofassung, freilich mit einem zweiten Ersatz-Instrument: Harfe anstelle des Klaviers. Auch dies ist zu Schuberts Zeit eine durchaus gängige Praxis gewesen. Fast alle Violinsonaten der Klassik mit Harfe sind alternativ für Klavier geschrieben worden.
Ähnlich den Flötenvariationen aus dem gleichen Frühjahr ist die Arpeggione-Sonate ein ausgesprochenes Virtuosenstück. Das Streichinstrument und streckenweise auch das Klavier sind in brillanten Passagen geführt. Daneben tritt aber auch der seelenvolle Schubert der Liedmelodien und melancholisch-ernsten Instrumentalwerke hervor. Der bedeutendste Satz ist der erste in Sonatenform mit einem an den Beginn der “Unvollendeten” erinnernden Thema. Das kurze Adagio dient als eine Art Einleitung zum gefällig-virtuosen Rondofinale.