Oktett für Bläser (1962)
Werkverzeichnisnummer: 2988
1. Allegro
2. Largo
3. Prestissimo
Einojuhani Rautavaara gilt als der große Mystiker unter den Komponisten der Gegenwart und in seiner Heimat Finnland als der eigentliche künstlerische Erbe von Jean Sibelius. Spätestens seit seine Achte Sinfonie 2000 vom Philadelphia Orchestra uraufgeführt wurde, ist er mit dem größten finnischen Sinfoniker gleichgezogen, der ihn als jungen Mann in den 1950er Jahren für ein Stipendium in den USA empfahl. Obwohl Rautavaara dieses Studium nicht abschloss, schaffte er 1954 in den USA den Durchbruch mit dem Thor Johnson Prize für A Requiem in Our Time. Seitdem ist er der bekannteste finnische Komponist der Gegenwart, dessen Schaffen weltweit breiteste Anerkennung findet. Nach der Premiere seiner Siebten Sinfonie Angel of Light zierte sein Konterfei die Titelseiten der großen Musikmagazine, die ihn neben Górecki und Pärt als den dritten großen Spirituellen der “Postmoderne” feierten.
Was sein mystisches Konzept anbelangt, so ist Komponieren für Rautavaara nur das Herabholen einer in der Transzendenz bereits existierenden Musik. Die Aufgabe des Komponisten bestehe darin, die Werke aus dieser “anderen Realität” unbeschadet und in ihrer ganzen Vollkommenheit in unsere Welt zu übertragen. “Ich glaube fest daran, dass Kompositionen einen eigenen Willen haben, obwohl viele über dieses Konzept lächeln.”
Zum stilistischen Wandel von der Moderne zur Postmoderne sagte Rautavaara in einem Interview in Philadelphia: “Wenn ein Künstler in seiner Jugend kein Modernist ist, hat er kein Herz. Wenn er im Alter Modernist ist, hat er keinen Verstand.” Mit Herzblut eroberte sich der junge Rautavaara als echter Modernist alle Möglichkeiten des Serialismus bis hin zu Werken wie Cantus Arcticus für Vogelstimmen und Orchester. Auch unser Beispiel gehört zu seinen Frühwerken. Das 1962 komponierte Bläseroktett wurde 1963 vom Pro Arte Intima Ensemble unter Ulf Söderblom in Helsinki uraufgeführt. Seine drei Sätze folgen der vorklassischen Konzert- bzw. Sonatenform: Allegro – Largo – Prestissimo. Sowohl darin als auch im kompakten viertelstündigen Verlauf hat sich Rautavaara vom großen Vorbild des Strawinsky-Oktetts leiten