Sonate Nr. 1 f-Moll für Klavier, op. 2,1
Werkverzeichnisnummer: 2973
1. Allegro
2. Adagio
3. Menuetto. Allegretto
4. Prestissimo
Ähnlich wie Mozart 10 Jahre früher versuchte sich auch Ludwig van Beethoven 1795 als Pianist in Wien mit einem Dreierzyklus von Klaviersonaten zu etablieren. „Bethofen, ein musikalisches Genie, welches seit zwei Jahren seinen Aufenthalt in Wien genomen hat,“ so berichtete 1795 das Jahrbuch der Tonkunst von Wien und Prag, sei durch „mehrere schöne Sonaten“ hervorgetreten, „worunter sich seine letzteren besonders auszeichnen“. Bei diesen neuesten Sonaten handelte es sich um das 1796 im Druck veröffentlichte Opus 2, das Beethoven seinem Lehrer Joseph Haydn widmete.
Anders als Mozart, der sich mit seinen Sonaten von 1783 genial dem Wiener Gusto angepasst hatte, wollte Beethoven gleich Besonderes, noch nie Dagewesenes demonstrieren – verbunden mit einer Klaviertechnik, die durch ungewöhnliche Kraft des Anschlags und dynamische Forcierung den „galanten“ Stil der Mozartschule buchstäblich in den Schatten stellte.
Die f-Moll-Sonate, op. 2,1, bricht mit der üblichen Dreisätzigkeit und erweitert das Sonatenschema nach dem Vorbild von Sinfonie und Streichquartett um einen vierten Satz. Das stürmische Eingangsallegro kreist mit beethovenschem Fanatismus um den Motivkern des Hauptthemas; bereits hier, in seinem Sonatenerstling, hat Beethoven die motivisch-thematischen Arbeit mit äußerster Konsequenz betrieben – auch dies ein Neuansatz gegenüber Mozarts Synthese zwischen „gelehrt“ und „galant“.
Der langsame Satz ist kein Andante grazioso, wie bei Mozart, sondern ein Adagio, jenen Zug zum Pathetischen andeutend, den Beethoven wenig später in Werken wie der Pathétique ausleben sollte. Das stockende Synkopenthema des Menuetts tendiert unüberhörbar zum sinfonischen Scherzo, während das Prestissimo-Finale in schroffen Dynamik-Kontrasten und nervöser Triolenfiguration auf berühmtere Sonatenfinali des Meisters vorausdeutet (etwa auf das der „Monscheinsonate“).