Divertimento D-Dur für Oboe, zwei Hörner und Streicher, KV 251, genannt „Nannerl-Septett“
Werkverzeichnisnummer: 2950
1. Allegro molto
2. Menuetto – Trio
3. Andantino
4. Menuetto (Tema con variazioni)
5. Rondeau. Allegro assai
6. Marcia alla francese
Als Konzertmeister der Salzburger Hofkapelle komponierte Mozart 1775 -77 eine ganze Reihe Divertimenti für Bläser und Streicher, teils als Unterhaltungsmusiken für den Hof, teils für die regen musikalischen Aktivitäten des Salzburger Bürgertums, in die die Familie Mozart standesgemäß einbezogen war. Das Divertimento D-Dur, KV 251, entstand im Juli 1776, wahrscheinlich zum 25. Namenstag seiner Schwester Maria Anna, die nach ihrem Rufnamen in Deutschland und Österreich heute nur als „Nannerl“ bekannt ist; daher der Beiname des Divertimento „Nannerl-Septett“. Die kammermusikalische Besetzung für sieben Instrumente – Oboe, zwei Hörner und Streicher – trägt hier durchaus orchestrale Züge; kaum verwunderlich, dass das Septett auch als „Finalmusik“, also als Orchesterserenade bei Hofe aufgeführt wurde. Die Besetzung kombiniert die Instrumente des süddeutschen Divertimento, Hörner und Streicher, mit einer solistischen Oboe – zweifellos eine Referenz vor dem zur Namenstagsfeier eingeladenen Solooboisten der Hofkapelle.
Formal griff Mozart auf die fünf Sätze des klassischen Divertimento zurück: ein Allegro in Sonatenform, zwei Menuette, die ein Andantino umschließen, sowie ein Rondo. Am Ende folgt freilich noch ein Marsch, und auch das erste Allegro trägt bereits Züge eines Marsches. Es bildet damit die Aufzugsmusik für das kleine Ensemble, das im Freien musizierte und zu den Klängen des abschließenden Marsches wieder von dannen zog.
Dass das Hauptthema des Kopfsatzes in aparter klanglicher Verkleidung und nach Moll gewendet als Seitenthema fungiert, ist nicht der einzige originelle Zug dieses Satzes. In seiner prallen Musizierlust und tänzerischen Ironisierung der Marschrhythmen streift er gelegentlich die Aura eines Faschingsscherzes. Vielleicht dachte Mozart beim Komponieren schon an die Verwendung in den Bällen der kommenden Faschingszeit, für die er so manches Salzburger Divertimento komponiert hat.
Auch das erste Menuett mit seinen derben Bassepisoden und dem hyper-eleganten, höfischen Trio steckt voller Ironie. Das folgende Andantino dagegen ahmt im formalen Aufbau eine der damals modernen Rondo-Arien in der Oper nach. Mozart knüpfte hier an die herrlichen Rondò in seinem Re pastore vom Vorjahr an. Der wunderbare melodische Fluss des Satzesgipfelt in einer hinreißend instrumentierten Coda.
Das zweite Menuett ist im Gegensatz zum derben ersten ein „Menuetto galante“. Es ist als Variationensatz angelegt, verzichtet also auf das übliche Menuett-Trio-Schema. Das Thema des Rondofinales wirkt wie eine schnelle Variante des Menuett-Themas. Auch dieser Satz enthält so manchen Zündstoff, wie etwa eine Mollepisode, die schon den Osmin der Entführung ahnen lässt, oder eine zweite mit prallem Hörnerklang über „Bordunbässen“, die direkt der österreichischen Volksmusik entlehnt zu sein scheinen. So gut gelaunt hat selbst Mozart selten geschrieben. Der angehängte Marsch zum Abzug der Musiker ist „alla francese“ geschrieben, also im übertriebenen französischen Stil mit Trillern und punktierten Rhythmen. Man kann sich leicht vorstellen, welche Scherze die Musiker, darunter der Komponist an der Sologeige, bei der Aufführung ad hoc hinzufügten. Die Mozarts lachten gerne – hier ist es nicht zu überhören.