„Spiegelwalzer“ für Oboe, Klarinette, Horn, Fagott und Klavier, aus Spiegelszenen (1986/89)
Werkverzeichnisnummer: 2942
TILO MEDEK – EIN PORTRÄT
Bei bildenden Künstlern ist es eine Selbstverständlichkeit: Einzelausstellung; bei Schriftstellern ebenso: Einzellesung. Aber Komponisten bietet man gemeinhin nur ‚stückweise‘ an: zwischen Repertoirekomponisten packt man gelegentlich einen ‚noch lebenden‘. Um so verdienstvoller ist es, wenn die Kammersolisten der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz sich mit Porträtkonzerten zeitgenössischer Komponisten beschäftigen.
So schrieb Tilo Medek zum notorischen Problem der „freundlichen“ Verpackung zeitgenössischer Musik und ihrem Außenseiterdasein im Konzertbetrieb. Zu seinem 60. Geburtstag, den er am 22. Januar dieses Jahres feierte, „wünschte“ sich der Jubilar denn auch von der Villa Musica eine kleine Tournee von Porträtkonzerten mit eigenen und fremden Werken. Da er selbst moderieren wird, erübrigt sich ein Kommentar zu den Werken im einzelnen. Im folgenden soll es mehr um die beiden Komponisten und die Komponistin des Programms gehen: Tilo Medek, Kurt Weill und Louise Farrenc. Was sie verbindet, den pfiffigen Unangepassten aus Remagen-Oberwinter, den Brecht-Vertoner und Musical-Produzenten aus Berlin und die Romantikerin aus Paris, wird uns Medek sicher verraten.
LEBENSLINIEN
Zum Villa Musica-Saisonmotto „Lebenslinien“ hätte Tilo Medek wohl einiges zu erzählen – aus fast drei Jahrzehnten eines Komponistenlebens in der DDR und weiteren zweieinhalb Jahrzehnten der Begegnung mit dem westlichen Kulturleben.
1977 siedelte er aus der DDR in den Westen um
EIN MODERNER TELEMANN
Kammermusik für Bläser ist ihm eine Herzensangelegenheit. Seine Vorträge über Bläserkammermusik. Er selbst hat zahllose Bläserwerke geschrieben, teils unter pädagogischen Vorzeichen, teils für befreundete Ensembles wie die Kammersolisten der Staatsphilharmonie. Seine kess-bildhafte, moderat-moderne Musik macht ihn zu einem deutschen Jean Françaix Beziehung oder auch zu einem modernen Telemann. Alle drei vereint der geniale Umgang mit den Bläserfarben, das „Gespür“ für ihre Mischungen im richtigne Verhältnis, aber auch der Sinn für den Witz in der Sache, für Harlekinade und hintergründigen Spaß.
Über die Gründe für seine besondere Beziehung zur Bläserkammermusik sagte Medek: „Mein Vater war Flötist und gründete in den dreißiger Jahren ein Bläserquintett in Jena; mein Bruder tat ab 1958 mit seinem Potsdamer Bläserquintett ein gleiches. Es ist klar, dass ich da als Komponist ‚bläserquintett-infiziert‘ bin.“ In der Tat bildet die Bläserkammermusik einen wesentlichen Zweig seines Oeuvres. Außer dem Reiz der Klangkombinationen im Bläserensemble ist es auch die Begegnung mit Musikern außerhalb des notorischen „Tutti“, die Medek an der Kammermusik reizt: „Die Begegnung mit Musikern in Kammermusik-Formation ist zweifelsohne viel tiefer als bei Orchesterproben (der Dirigent ‚erledigt‘ da bereits das meiste).“
„Zu erledigen“ gibt es in Medeks Bläserkammermusik allerdings allerhand, die Anforderungen sind hoch, wenn auch immer verbunden mit spielerischer Entdeckerfreude und unmittelbar bezogen auf das Instrument,„idiomatisch“ gearbeitet, wie man musikwissenschaftlich sagen würde. Der „Telemann des 20. Jahrhunderts“ wäre auch in dieser Hinsicht kein falsches Epitheton.