Fuga a 3 soggetti (unvollendeter Kontrapunkt aus “Kunst der Fuge”)
Werkverzeichnisnummer: 2936
Etwas ratlos müssen die Erben Bachs vor den Druckunterlagen zur geplanten Veröffentlichung der Kunst der Fuge gestanden haben. Offenbar hatte Bach das an sich klare didaktische System des Fugenwerks seinen Söhnen und Schülern nicht mit letzter Deutlichkeit übermittelt, so dass in die Druckversion einige marginale Teile mit aufgenommen wurden. Zu letzteren gehört auch die sogenannte “Fuga a tre soggetti”, das Fragment der offenbar letzten von Bach komponierten Fuge. Ob seelige Verfasser tatsächlich über dieser Fuge gestorben ist, wie sein Sohn Carl Philipp behauptete, oder ob die Fuge vielmnehr vollständig vorlag und Bach nur über der Revision zur Druckvorbereitung verstarb, ist nach wie vor ungeklärt. Fest steht jedenfalls, dass diese Fuge die längste des Werkes und ihr kröndneder Abschluss werden sollte, eine Quadrupelfuge über die drei bis zur Bruchstelle ausgeführten Themen und das Grundthema, das mit allen drei kombinierbar ist. Unstreitig ist auch, dass Bach diese Fuge mit seinem Namenszug, in Noten übertragen, gewissermaßen musiaklisch signiert hat: das B-A-C-H-Thema erscheint als das dritte der drei ausgeführten Themen kurz vor Schluss. In ihrer weiten Dimensionierung, der inneren Ruhe des Anfangsthemas und der bis an die Grenzen des Erträglichen gesteigerten Chromatik des weiteren Verlaufs stößt diese Fuge selbst für Bach in geradezu transzendente Regionen des Ausdrucks vor.