Sonata XVI
Werkverzeichnisnummer: 2934
Ähnlich wie Chanson und Canzona bilden auch Capriccio und Sonata ein Formenpaar aus der Zeit des Frühbarock. Die Sonata entstand zunächst als freies, d.h. nicht von der Vokalmusik beeinflusstes “Klingstück” im Schatten der Canzona, löste sich aber bald von der letzteren und wurde bald zum Cheval de Bataille der norditalienischen Virtuosen auf Barockgeige und Zink. Besonders Venedig wurde zu einem Zentrum der Sonatenkomposition, was sich aus einem einfachen Umstand erklärt: Die meisten der zu Hunderten publizierten venezianischen Sonaten waren da chiesa, als Intermezzi für die prunkvollen Barockmessen in der Lagunenstadt bestimmt. Sie stammten meist auch von solchen Musikern, die bei der Kirche angestellt waren, wie etwa Dario Castello, der unter dem Markuskapellmeister Monteverdi für die Bläser der Basilika zuständig war. Die meisten seiner kleinteiligen, virtuosen Ensemblesonaten entstanden für die prunkvollen Messfeiern an S. Marco. Sie erklangen anstelle einer Antiphon in der Vesper, während des Abendmahls, als Elevations- oder Auszugssonaten.
Das Capriccio war die freieste unter den zahlreichen Formen der Orgelmusik, die damals in Italien entstanden. Auch ihr ursprünglicher Ort war die Messe, etwa im Petersdom zu Rom, wo Girolamo Frescobaldi durch seine Toccaten, Canzonen und Capricci die Zeitgenossen begeisterte. Ihr quasi-improvisatorischer Duktus im Sinne von barocker “Affektmusik” hat doch oft eine klare Form. Im Capriccio sopra la bassa fiammenga ist sie an eines der damals üblichen Bassmodelle gebunden, den “flämischen Bass”.