Quintett D-Dur für zwei Violinen, Viola Violoncello und Gitarre, G. 448, “Fandango-Quintett”
Werkverzeichnisnummer: 289
1. Allegro maestoso
2. Pastorale
3. Grave assai – Fandango
Die 12 Quintette für Gitarre und Streichquartett gehören zu Boccherinis bekanntesten Kompositionen, denn nur zu leicht assoziieren wir mit Spanien den Klang der Gitarre, und natürlich nahmen sich auch spanische Gitarristen dieser Werke als ihrer wichtigsten Kammermusik aus der Klassik an. Tatsächlich hat sich Boccherini aber erst 1798, ganz am Ende seines Schaffens, der Gitarre zugewandt und ihr die Quintette durch Bearbeitungen aus früheren Werken in anderer Besetzung (aus den späten Klavierquintetten, einzelnen Streichquintetten etc.) zugeführt. Das berühmteste von ihnen, das sogenannte “Fandango-Quintett”, verwendet als Finale einen ausgiebig variierten spanischen Tanz, den Boccherini auch in anderen Besetzungen herausgebracht hat. Er zitiert eine Originalmelodie aus Andalusien, die auch in Glucks Ballett “Don Juan”, in Mozarts “Hochzeit des Figaro” und in Beethovens Skizzenbüchern auftaucht. Um die Klangkulisse des leicht skandalösen Werbetanzes so originalgetreu wie möglich zu gestalten, setzte Boccherini als zusätzliches Instrument Castagnetten ein. Die “Couleur locale” ist also gewährleistet. Auch bei den Streichern führt dieser mitreißende Finalsatz zu allerhand klanglichen Turbulenzen. Dem Fandango gehen eine Pastorale und ein Allegro voran. Letzteres steht im Marschrhythmus und enthält umfangreiche Soli für Boccherinis Instrument, das Cello. Die Pastorale erinnert von ferne an die “Pifa” in Händels “Messias” erinnert. Gemeinsames Vorbild waren offenbar die Pifferari, Volksmusikanten aus dem Apennin und den Abruzzen, die Händel in Rom und Boccherini in seiner Heimatstadt Lucca erlebt haben dürfte.