"Le bestiaire où Le cortège d'Orphée" | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Francis Poulenc

"Le bestiaire où Le cortège d'Orphée"

„Le bestiaire où Le cortège d’Orphée“, 6 Gesänge für Frauenstimme und 7 Instrumente (1919)

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 2839

Satzbezeichnungen

1. Le Dromadaire

2. La Chèvre du Thibet

3. La Sauterelle

4. Le Dauphin

5. L’Ecrevisse

6. La Carpe

Erläuterungen

Le Bestiaire ou le Cortège d´Orphée, zu deutsch etwa: Das Getier oder Das Gefolge des Orpheus, ist ein Zyklus nach Gedichten aus Guillaume Apollinaires gleichnamiger Sammlung. Im Gegensatz zu der extrovertierten Welt des Bal masqué und der Rhapsodie nègre handelt es sich um ganz verinnerlichte Stücke. Die einstrophigen Gedichte passen in Poulencs Vertonung meist auf eine Partiturseite und holen auch dynamisch kaum zur großen Gebärde aus.
Das Miniaturhafte liegt im Wesen jener Liedtradition, in die sich Poulenc hier einreihte. Sein Gefolge des Orpheus entstand im Gefolge eines orphischen Ereignisses größerer Dimension: 1914 war es in Paris zur Aufführung zweier Ensemblewerke für Singstimme, Streichquartett und Holzbläser gekommen, die Epoche machten: Ravels Mallarmé-Lieder und Strawinskys Gesänge nach japanischer Lyrik. Diese „Kammergesänge“, die ihre Besetzung wiederum Schönbergs Pierrot lunaire verdankten, machten in Frankreich rasch Schule, zu der eben auch Poulenc 1919 mit dem Bestiaire seinen Beitrag leistete.
Thema des Zyklus ist die berühmte Zähmung der wilden Tiere durch Orpheus, der freilich – ganz melancholischer Sänger – in jedem Tier nur ein Abbild seiner Seele oder des Lebens sieht. Der Zyklus ging aus einer größeren Auswahl von 12 Klavierliedern hervor, die Poulenc ursprünglich nach dem Bestiaire von Apollinaire geschrieben hatte. Instrumentiert und auf sechs reduziert, kam das Werk am 8. Juni 1919 in einer Matinee zum Gedenken an den Dichter zur Uraufführung, der im November 1918 der spanischen Grippe erlegen war. Schon der junge Poulenc zeigte hier tiefes Mitgefühl für die Dichtungen und für den Dichter selbst: „Der arme Apollinaire, der diese Quatrinen zur Zeit seiner Liebe für Marie Laurencin komponiert hatte, legte in sie nichts als Süße und Melancholie hinein. Man muß sie also mit Zartheit und im Stil eines Schubertliedes singen.“ Der Sänger solle sich, so Poulenc, vor jedem Anflug von Humor hüten. Er selbst habe die Stimme Apollinaires im Ohr gehabt, als der die Lieder schrieb, eine Stimme von unvergeßlicher Nostalgie, wie Poulenc meinte.