Variationen F-Dur, WoO 40 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Ludwig van Beethoven

Variationen F-Dur, WoO 40

Zwölf Varitaionen F-Dur über Se vuol ballare aus Mozarts Le nozze die Figaro, WoO 40

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 2792

Satzbezeichnungen

Erläuterungen

Die Variationen über Figaros Cavatina aus Mozarts Le nozze di Figaro waren Beethovens erstes in Wien publiziertes Werk, also damals – im Juli 1793 – sein Opus I. Diese Numerierung wurde erst nach der Publikation der Klaviertrios, op. I, wieder zurückgenommen.
Die Variationen zeigen eine ganz andere Ebene der Auseinandersetzung mit Mozart als die Klavierquartette. Hier dient ein populäres Opernthema des älteren Meisters als Ausgangspunkt für einen Variationenzyklus, den man als Verneigung vor dem Wiener Genius loci verstehen kann.
Beethoven schrieb das Werk in seinem letzten Bonner Jahr 1792 für die Wiener Reise und vollendete es dann an Ort und Stelle unter offenbarem Bezug auf die dortige Situation.
Dies ist zwei Briefen an seine „theure“ Bonner Freundin Eleonore von Breuning zu entnehmen, von der er mit einem „fatalen Zwist“ geschieden war. Als Versöhnunsgeschenk widmete er ihr die Variationen und teilte einiges Wissenswerte dazu mit: Man habe ihn „um die Herausgabe dieses Werckchens geplagt“ und er selbst habe damit auf den drohenden Diebstahl seines geistigen Eigentums reagiert: „nie würde ich so etwas gesetzt haben, aber ich hatte schon öfter bemerkt, daß hier und da einer in Wien war, welcher meistens, wenn ich des Abends fantasirt hatte, des andern Tages viele von meinen Eigenheiten aufschrieb, und sich damit brüstete; weil ich nun voraussah, daß bald solche Sachen erscheinen würden, so nahm ich mir vor ihnen zuvorzukommen.“ Mit andern Worten: Die Variationen sollten als Markenzeichen des Pianisten Beethoven all jene mundtot machen, die ihm neue Effekte abzulauschen versuchten. Dies gilt besonders von der in Wien komponierten Coda mit dem langen Triller, die man als „Konzession an den Konkurrenzdruck, dem ein junger Klaviervirtuose in der kaiserlichen Hauptstadt ausgesetzt war“ (Steven Whiting) verstehen kann.
An den eigentlichen Variationen wurde stets die Unabhängigkeit von Mozart betont: Das berühmte Thema wird eingangs zwar in Anspielung auf den Text der Arie pizzicato gespielt (Figaro singt vom chitarrino, der Gitarre), schon die erste Variation jedoch entfernt sich völlig vom Urbild – eine Tendenz, die die folgenden 11 Teile (mit zwei Mollsätzen) noch verstärken.