Quintett es-Moll für zwei Violinen, Viola, Violoncello und Klavier, op. 87
Werkverzeichnisnummer: 2778
1. Allegro e risoluto assai
2. Menuetto. Allegro con fuoco – Trio
3. Largo –
4. Finale. Allegro agitato
Mozart und Farrenc
Die Frage, ob es einen weiblichen Mozart gegeben hätte, wenn die Zeitumstände komponierende Frauen gefördert hätten, statt sie zu unterdrücken, mag müßig erscheinen. Doch zumindest einigen Komponistinnen ist es schon im 19. Jahrhundert gelungen, in der Beherrschung der Kompositionsgattungen, der Souveränität der Technik und der Überzeugungskraft von Einfall und Verarbeitung den durchweg männlichen “Klassikern” der Musikgeschichte Paroli zu bieten. Zu ihnen gehört die Französin Louise Farrenc. Villa Musica nimmt sich in den kommenden Monaten ihres reichen kammermusikalischen Schaffens an – stets im Vergleich zu männlichen Kollegen, wie im heutigen Programm zu Mozart und Hummel.
HUMMEL
Klavierquintett, op. 87
Der Mozart-Schüler Johann Nepomuk Hummel prägte als Klaviervirtuose wie Komponist gleichermaßen die Musikkultur des frühen 19. Jahrhunderts. In seiner Klavierkammermusik huldigte er einerseits modischen Genres, andererseits bildete er die “heroischen” Formen Beethovens in frühromantischer Weise fort und verband sie mit seiner eigenen brillanten Klaviermanier. Als Vorbild für diese Verbindung konzertanter und kammermusikalischer Elemente dienten ihm Mozarts Quartette und Quintette mit Klavier (auch KV 452), während Hummel seinerseits auf den jungen Franz Schubert einwirkte, der sich für das Forellenquintett ein Quintett Hummels zum Vorbild nahm.
Das Klavierquintett, op. 87, gedruckt 1822, ist für die gleiche Besetzung wie das Forellenquintett geschrieben. Der erste Satz beginnt mit einem Unisono-Motiv in es-Moll, das man in seinem Agitato-Duktus “beethovenisch” nennen könnte. In den Seitenthemen macht der pathetische Ton mozart-naher Kantabilität Platz, schließlich dem fast konzerthaft gesteigerten Laufwerk des Klaviers. Bemerkenswert die dichte Durchführung und der romantisch verhangene Schluß des Satzes.
Das sogenannte Menuett ist nichts anderes als ein Scherzo im Beethoven-Stil mit wild auffahrenden Gesten im Hauptteil und einem Trio von widerborstig kontrapunktischem Humor.Das Largo wirkt – durch seinen Unisono-Beginn und die allmähliche kantable Auffächerung – wie eine Reminiszenz an Beethovens Klavieradagios; der Satz dient jedoch nur als kurze, romantisch getönte Einleitung zum brillanten Finale. Dessen Moll-Hauptthema verarbeitet wieder Rondomodelle der Klassiker (Mozart d-Moll-Klavieronzert, Beethoven-c-Moll-Konzert) in durchaus eigenständiger und beeindruckender Weise – voll gespenstischer Zwischentöne, die Mendelssohn vorwegnehmen.