Quartett Es-Dur für zwei Violinen, Viola und Violoncello, op. 44,2
Werkverzeichnisnummer: 2622
1. Allegro assai appassionato
2. Scherzo. Allegro di molto
3. Andante
4. Presto agitato
Mendelssohn schenkte seinem Bruder Paul 1837 zum Geburtstag die Stimmen seines e-Moll-Quartetts. Das Geschenk war von schöpferischen Zweifeln begleitet: “Ob es Dir gefallen wird oder nicht, das steht dahin; aber denke meiner dabei, wenn Du es spielst und an eine Stelle kommst, die gerade recht in meiner Art ist. Wie gerne hätte ich Dir was Besseres, Hübscheres zum Geburtstag geschickt, aber ich wußte nicht was.” Mendelssohns Selbstkritik war unerbittlich, und der Zweifel, nichts mehr “recht in seiner Art” schaffen zu können, wurde zum Problem seiner etablierten Jahre. So wunderte er sich auch über die Reaktion des Publikums auf sein neues Quartett: “Gestern Abend wurde mein EMoll Quartett von David öffentlich gespielt, und machte großes Glück. Das Scherzo mußten sie da capo spielen, und das Adagio gefiel den Leuten am besten. Dies setzte mich in langes Erstaunen. In den nächsten Tagen will ich ein neues Quartett anfangen, das mir besser gefällt.”
Die Vorliebe des Publikums für die genrehaften Mittelsätze teilen auch alle Exegeten des Werkes. Es handelt sich um ein Scherzo in E-Dur, dessen rasanter Schritt durch Tremoli und kurze Vorschläge zur spieltechnischen Prüfung wird, und um ein klassisches “Lied ohne Worte”. Eingebettet in fließende Arpeggien strömt sein Thema dahin. Es weitet sich beinahe zur “unendlichen Melodie”, bis es von einem noch besinnlicheren Gedanken im punktierten Rhythmus abgelöst wird. Charakteristisch für den schlichten Fluß dieses Satzes ist die Vortragsanweisung “Dieses Stück darf durchaus nicht schleppend gespielt werden”.
Das Thema des ersten Satzes nimmt schon den Anfang des Violinkonzerts vorweg, an dem Mendelssohn ab dem folgenden Jahr 1838 arbeiten sollte. Mindestens ebenso wichtig wie der lange Atem des Hauptthemas ist die unruhige Sechzehntelfigur, die sich netzartig über den ganzen Satz ausbreitet. Sie bringt nervöse, ja hektische Bewegung hinein, die sich bis zum con fuoco steigert – dem lyrischen Chorlied des Seitenthemas zum Trotz.
Das Finale, von dem Eric Werner meinte, daß es etwas ins Triviale abrutsche, lebt vor allem vom intrikaten Rhythmus, in dem die Akzente im schnellen Dreiertakt kunstvoll unterteilt und gegeneinander verschoben werden.