Carmen Fantasie
Werkverzeichnisnummer: 2604
THE GEATLES’ ENGLISH MUSICAL HISTORY TOUR
Ins Mutterland ihrer Namenspatrone aus Liverpool führt das neueste Programm der Geatles. In diesem nicht durchweg ernstzunehmenden Streifzug durch die Musikgeschichte Englands ist das Wenigste original englisch. Das ist nicht untypisch für die Situation in einem Land, das für 200 Jahre – vom Tod Henry Purcells 1695 bis zu den Enigma-Variations von Edward Elgar 1899 – von Komponisten aus Italien und Deutschland beherrscht wurde. Auch mancher Interpret kam aus dem Ausland, so auch der berühmteste Ahnherr der Geatles, der Italiener Dragonetti, kurz “Il Drago” (Der Drache) genannt, der sagenumwobene Londoner Kontrabaßvirtuose der Rossini-Zeit.
Besonders in den Opernhäusern der englischen Hauptstadt herrschte unumschränkt das italienische Fach. Verdis Trovatore etwa war nach George Bernard Shaw in London so populär, “daß Menschen, die nie auch nur im Traum daran gedacht hätten, regelmäßig in die Oper zu gehen und nie in ihrem Leben in einer anderen Oper waren, immer wieder und wieder hinliefen, um Il Trovatore zu hören, wann immer sie die Möglichkeit hatten”.
Eine ähnlich hypnotische Wirkung übten auf die Londoner die Sinfonien eines Joseph Haydn aus, der freilich der Wachsamkeit seines englischen Publikums nicht allzu sehr vertraute, wie die Paukenschlag-Sinfonie beweist. Im frühen 19. Jahrhundert war es Felix Mendelssohn, der als Dirigent, Pianist und Komponist das Londoner Musikleben dominierte, und der in der Lage war, das Wesen des englischen National-Dichters Shakespeare in seiner Sommernachtrstraum-Musik kongenial einzufangen. Der prominenteste französische Gast des Londoner Musiklebens war Camille Saint-Saëns.
2002
GEORGES BIZET
Carmen Fantasie
Auch die Helden von Georges Bizets Oper Carmen sind so populär, dass man sie kaum vorstellen muss, nur dass sie sich in unserem Bewusstsein mit Melodien verbinden. Carmens Habanéra, die Arien des Don José und Escamillo erwecken die Figuren zum Leben. Allein daraus erklärt sich die große Zahl sogenannter Carmen-Fnatasien, die mit den großen Melodien der Oper spielen.
Bizet komponierte seine letzte und bis heute berühmteste Oper in der gleichen Zeit, in der Strauß an der Fledermaus arbeitete. So entstanden die melodiösesten Werke des romantischen Musiktheaters praktisch zur selben Zeit in Paris und Wien. Die Uraufführung der Carmen fand im März 1875, elf Monate nach der erfolgreichen Wiener Fledermaus-Premiere statt. doch die Pariser Aufführung war ein Skandal. Das Publikum empfand den Stoff als zu obszön für die Bühne, die Darstellung der Carmen als zu gewagt, den gewalttätigen Schluss als unzumutbar und die Musik – man höre und staune – als unmeldoisch und dunkel. Angeblich soll dieser Misserfolg Bizet das Herz gebrochen haben. Noch am Morgen der Premiere zum Ritter der Ehrenlegion ernannt, starb der Komponist exakt drei Monate nach dem Ereignis. Am selben Abend fand die 33. Aufführung der Carmen statt, denn letztlich setzte sich das Werk doch durch. In der Szene, in der die Titelheldin ihren Tod voraussagt, wurde die Sängerin von so düsteren Ahnungen heimgesucht, dass sie leichenblass die Bühne verließ. Wenige Stunden später war Bizet tot. Abgesehen von ihrem melodischen Zauber und ihrer mediterranen Sinnlichkeit ist es auch diese düstere Atmosphäre von Todesahnung und Gewalt, die das Werk bestimmt.