Chamber Trio A-Dur für Klavier, Violine und Violoncello, op. 26
Werkverzeichnisnummer: 2576
1. Andante tranquillo ma con moto
2. Serenade. Andante ma un poco scherzando
3. Finale. Allegro
“In der That, wär’ es denn ein Wunder, wären sich Dicht- und Tonkunst so fremd, daß jenes hochberühmte Land, wie es uns Shakespeare und Byron gab, nicht auch einen Musiker hervorbringen könnte! Und wenn schon durch den Namen Field, dann durch Onslow, Potter, Bishop u. A. ein altes Vorurtheil wankend gemacht wird, um wie viel noch durch diesen Einzigen, an dessen Wiege schon eine gütige Vorsehung gewacht.” Mit diesen Worten beginnt die ausführliche Rezension, die Robert Schumann in der Neuen Zeitschrift für Musik 1836 dem damals in Leipzig studierenden Engländer William Sterndale Bennett widmete. Der bedeutendste romantische Komponist Großbritanniens hat als Mendelssohn-Schüler und -Freund auch dessen Stil angenommen und später in eigenen Großwerken – Sinfonien, Oratorien und Klavierkonzerten – nach England “importiert”. Dadurch wurde er zu einem der Wegbereiter der britischen “Nationalmusik” des späten 19. Jahrhunderts.
Zu seinem Werdegang und Stil lesen wir weiter Robert Schumann: “Glücklich also auch unser Künstler, der wohl manchmal unter der großen Orgel, wenn sie sein Vater, der Organist in Sheffield in der Grafschaft Yorkshire, spielte, und erstaunt und selig gelauscht haben mag… Was eine sorgfältige Erziehung in der königl. Akademie in London, Lehrer, wie Ciprian Potter und Dr. Crotch, unausgesetzte eigene Studien noch dazugethan haben mögen, weiß ich nicht … Wie aber einem so geflügelten Geiste die Scholle allein, auf der er geboren wurde, nicht genügen konnte, so mochte er sich wohl oft nach dem Lande sehnen, wo die Ersten in der Musik, Mozart und Beethoven, das Licht der Welt erblickt, und so lebt er denn seit Kurzem in unsrer nächsten Nähe, der Liebling des Londoner Publicums, ja der musikalische Stolz ganz Englands.
Sollte ich noch etwas über den Charakter seiner Compositionen sagen, so wäre es wohl das, daß Jedem im Augenblick die sprechende Bruderähnlichkeit mit Mendelssohn auffallen wird. Dieselbe Formschönheit, poetische Tiefe und Klarheit, ideale Reinheit, derselbe beseligende Eindruck nach Außen, und dennoch zu unterscheiden… Das [Klavier-] Spiel des Engländers ist nämlich um so viel zarter (mehr Detailarbeit), als das Mendelssohns energischer (mehr Ausführung im Großen)…
Etwas Aehnliches gilt auch von ihren Compositionen. Wenn uns Mendelssohn in phantastischen Umrissen den ganzen wilden Spuk eines Sommernachtstraums vorführt, so ließ sich Bennett lieber durch die Figuren der lustigen Weiber von Windsor (er schrieb eine Ouvertüre zu diesem Stück von Shakespeare) anregen; wenn jener in einer seiner Ouvertüren eine große tiefschlummernde Meeresfläche vor uns ausbreitet, so weilt der Andere am leisathmenden See mit dem zitternden Monde darin.”
Zum “Chamber Trio” des letzteren sei nur so viel gesagt, daß es in der Tat ein “Kammertrio” ist. Wie schon F. Corder feststellte, ist das “anmutige Werk zu delikat in der Satztechnik, um den intendierten Effekt zu erzielen, es sei denn in einem sehr kleinen Konzertsaal.”
Stilistisch lassen sich in dem 1846 veröffentlichten Werk sogar Rückbezüge zu Haydn herstellen: “Der erste Satz folgt dem Modell des frühen Haydn, indem erstes und zweites Thema die gleiche Anfangsphrase aufweisen. Der Mittelsatz (eine Canzonetta) hat eine Melodie im Klavier, während Geige und Cello durchgängig eine leichte Pizzicato-Begleitung beisteuern.” (F. Corder)