Klavierstück Nr. 6, “Bagatellen”
Werkverzeichnisnummer: 2542
WOLFGANG RIHM könnte man als einen Liszt der modernen Klaviermusik bezeichnen, was freilich nicht den Interpreten, sondern den Komponisten meint, der mit seinen eruptiven, ganz vom Affekt getragenen Klängen in der Neuen Musik der 70er Jahren eine Revolution auslöste. Er brach mit den Konstruktionsgesetzen der Avantgarde und bekannte sich rückhaltlos zum Ausdruck: “Der schöpferische Typus Schönberg – in seiner Heißheit – (ich würde fast sagen – Hitze -, aber ich sage Heißheit!) und in der Glut der Artikulationsformen, die ja schon allein, indem sie artikuliert werden, sich verbiegen vor ihrer Energie, liegt mir am nächsten, als ideal. Wenn ich gefragt würde, dann möchte ich das doch als sehnlichsten Wunsch sagen, so komponieren zu können…”. Um dieses Ideal zu verwirklichen, kehrte Rihm in seinen Klavierwerken zu klassischen Formen wie Fantasie oder Tombeau zurück. In seinem 1978 in Graz uraufgeführten Klavierstück Nr. 6 bildet, wie der Untertitel “Bagatellen” zeigt, Beethoven das Vorbild. Rihms Klaviermusik, so der Pianist Siegfried Mauser, “trägt insofern klassizistische Züge, als er sein Vorbild bei Beethoven hat, auf den Rihm sich emphatisch bezieht.”