"Gemo in un punto, e fremo" aus Olimpiade | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Antonio Vivaldi

"Gemo in un punto, e fremo" aus Olimpiade

Arie “Gemo in un punto, e fremo” aus der Oper Olimpiade

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 2527

Satzbezeichnungen

Erläuterungen

ANTONIO VIVALDI war nicht nur der nimmermüde Unternehmer einer florierenden Concertofabrik, aus der sich halb Europa mit Schmuckstücken für die heimischen Hofkapellen versorgte; er war auch Opernkomponist. Das war für einen geweihten Priester in Venedig, fern der direkten Einflußmöglichkeiten der Kurie, seit dem 17. Jahrhundert eine legitime Möglichkeit künstlerischer Entfaltung – es sei denn, man lebte – wie Vivaldi – mit seiner favorisierten Primadonna unter einem Dach. Diese Hausgemeinschaft löste gegen Ende von Vivaldis Leben einen Skandal aus, der dem Komponisten die Existenzgrundlage in Venedig entzog – einer der Gründe dafür, daß er 1741 völlig verarmt in Wien starb.
Wenige Jahre zuvor war er noch ein höchst erfolgreicher Opernmaestro. 1734 komponierte er für eines der damals acht (!) Opernhäuser Venedigs seine immerhin schon 38. Oper, die Opera seria Olimpiade auf einen Text des Wiener Hofpoeten Pietro Metastasio. Wie der Titel bereits andeutet, geht es um die olympischen Spiele, und zwar an ihrem antiken Ursprungsort, in Olympia. Der Prinz Licida bittet seinen Freunde Megacle, einen erfolgreichen Athleten, an seiner Stelle und unter seinem Namen in die Wettkämpfe zu gehen; denn als Preis ist diesmal Aristea, die Tochter des Königs Clistene, ausgesetzt, in die sich Licida verliebt hat, ohne daß er sportlich genug wäre, sie für sich zu gewinnen. Also bittet er den Freund, einen gestandenen Olympioniken, um den scheinbar unschuldigen Gefallen, nicht ahnend, daß Aristea Megacles frühere Geliebte ist.
In der Arie “Gemo in un punto, e fremo“sind wir am Ende des zweiten Aktes, auf dem Höhepunkt der Verwicklungen angekommen. Megacle hat seine Liebe zu Aristea verschwiegen, den Wettkampf für den Freund gewonnen und sich (scheinbar) das Leben genommen. Kaum hat Licida davon erfahren, wird er auch noch des Wettkampfbetrugs überführt und verliert damit Aristea. In der Arie Gemo in un punto e fremo macht er seiner Verzweiflung Luft, was Vivaldi kongenial in bebenden Streicherklängen und düsteren Mollharmonien eingefangen hat. Obwohl diese Arie an seine Concerti erinnert, ist sie doch ein überzeugendes Stück Oper, das den seinerzeit erhobenen Vorwurf, der Venezianer hätte bei seinem Concerto-Leisten bleiben sollen, entkräftet.