"Ombra mai fu" aus Serse | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Georg Friedrich Händel

"Ombra mai fu" aus Serse

Arie “Ombra mai fiu” aus der Oper Serse

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 2525

Satzbezeichnungen

Larghetto

Erläuterungen

Händel schrieb seine Oratorien- und Opernarien in London zu einem nicht unwesentlichen Teil für hohe Männerstimmen, und zwar einerseits für italienische Kastraten (d. h. Sänger, die durch die Kastration im Kindesalter ihre Sopran- bzw. Altstimme behalten hatten), andererseits für englische Countertenöre, d. h. Baritonstimmen, die falsettierend die Lage eines Alts oder Mezzosoprans bewältigten. Die Kastraten beherrschten Händels Londoner Opernaufführungen, die Countertenöre fanden in seinen Oratorien ein eigenes Wirkungsfeld.
Der Schritt zum berühmten Largo aus der Oper Xerxes – 1738, im selben Jahr wie Saul, komponiert – war nur klein, führte für Händel aber über die Starallüren des Kastraten Cafarelli, der zu den berühmt-berüchtigten Exemplaren seiner Zunft gehörte.
Für Cafarelli war der eitle Perserkönig Xerxes sozusagen die perfekte Rolle: Zu Beginn der Oper gibt er sich noch selbstzufrieden der schattigen Schönheit der Natur hin, bevor er zur Jagd auf eine viel leiblichere Schöne – die Verlobte seines Bruders – ansetzt und damit die turbulente Handlung in Gang bringt. Den Moment der Ruhe vor den Liebesstürmen nutzte Händel, um seine berühmteste Melodie zu schreiben – nicht ohne ausgiebig Gebrauch von einer Arie zu machen, die der Italiener Bononcini 40 Jahre früher in Rom über denselben Text komponiert hatte.
Händel gab seiner Version übrigens die Tempovorschrift Larghetto, nicht Largo. Es ist eine Ironie der Geschichte, daß das Stück als “Largo” berühmt wurde.