"Auf dem Strom", D 943 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Franz Schubert

"Auf dem Strom", D 943

“Auf dem Strom” für Singstimme, Horn und Klavier, D 943, Text von Ludwig Rellstab

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 2514

Satzbezeichnungen

Erläuterungen

ZURÜCK INS JAHR 1828, zur fiktiven Kulisse unseres Konzerts, das zwar originalgetreu am frühen Abend beginnt, dann aber auch bis spät in die Nacht hinein dauern müßte. Wie bei jeder Schubertiade steht Gemischtes auf dem Programm: vierhändige Klaviermusik, Lieder, Kammermusik.
Gespannt werden die neuen Lieder und Instrumentalwerke des Meisters, aber auch alte Lieblinge erwartet.
Unter den Liedern hat man sich heute, wohl unter dem Einfluß der anwesenden Damen und Herren Virtuosen, für opernhafte Szenen im konzertierenden Stil entschieden. Die junge Sängerin, die sie vorträgt, ist eine hierzulande äußerst beliebte Sopranistin, die in Salzburg studiert hat.Werk übrigens erst nach Schuberts Tod erhalten.)
Auf dem Strom haben wir als Schubert-Kenner natürlich bereits in dem “Privatkonzert” des Meisters am 26. März im Saal des Wiener Musikvereins gehört. Den Hornpart hat der Virtuos Lewy bei Schubert bestellt, der das Lied mit dem Compositeur und dem Herrn Kammersänger Ludwig Tietze seinerzeit zum Besten gab – glänzend, versteht sich.

2004:
FRANZ SCHUBERT
Auf dem Strom, D 943

Zweimal hat Schubert in seinem Schaffen die Grenzen des bloßen Klavierliedes überschritten und dem Gesang ein obligates Blasinstrument hinzugefügt: ein Horn in dem Lied Auf dem Strom, D 943, die Klarinette in der Gesangsszene Der Hirt auf dem Felsen, D 965. In beiden Fällen waren es besondere Interpreten, die ihn zur Ausweitung der Besetzung ermunterten.

Auf dem Strom komponierte er im März 1828 für den Tenor Ludwig Tietze und den Hornisten Josef Rudolf Lewy. Es war ein Virtuosenstück, das zum Erfolg des einzigen Konzerts beitragen sollte, das der Komponist zu Lebzeiten ausschließlich mit eigenen Werken veranstaltete. Dieses “Privatkonzert” im Wiener Musikverein fand am 26. März 1828 statt. Es enthielt acht Lieder, das Es-Dur-Klaviertrio und den Kopfsatz eines Streichquartetts (entweder den des d-Moll- oder des großen G-Dur-Quartetts), also Kammermusik und Lied einträchtig nebeneinander, ganz wie am heutigen Abend. Auf dem Strom muss dabei den gewünschten Erfolg erzielt haben, denn die Interpreten wiederholten es noch im April, und bald schon erfreute sich auch die alternative Fassung mit Violoncello statt des Horns großer Beliebtheit, die später auch im Druck erschien.
In beiden Fassungen sind es “des Stromes Wogen” im Klavier, die den Dialog zwischen Singstimme und Melodieinstrument tragen: Ein Liebender wird vom Strom des Lebens immer weiter fortgetragen von jenen Ufern, an denen er seine Liebe fand:

Hoffnungsleer verhallt die Klage
Um das schöne Heimatland,
Wo ich ihre Liebe fand.

Das Horn symbolisiert den Widerhall der Klage, das Ufer als Ort der Sehnsucht, aber auch den Glanz der Sterne, in denen sich die Liebenden wiederfinden werden.